Erzbischöfe, Bischöfe und ihre Urkundensiegel

Siegel von Pilgrim II. von Puchheim, Salzburger Erzbischof 1365–1396.
Siegel von Pilgrim II. von Puchheim, Salzburger Erzbischof 1365–1396.(c) Erzabtei St. Peter
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Die mit Siegeln versehenen amtlichen Schriftstücke der Salzburger Metropole sind nun in der ersten Datenbank über Siegel in Österreich erfasst. Beurkundet wurden Rechtsgeschäfte und Personalbestellungen.

Sie verleihen den Urkunden und Dokumenten Gewicht und sagen viel über ihre Absender aus: die Wachssiegel, mit denen vom Mittelalter bis in die heutigen Tage Schriftstücke versehen wurden und werden. Mit dem Forschungsprojekt „Die Siegel der Bischöfe der Salzburger Metropole“ liegt nun erstmals eine umfassende Dokumentation aller bekannten Siegel dieses geografischen Raums vor. Das älteste erhaltene Siegel stammt aus der Zeit des Salzburger Erzbischofs Friedrich I. (958–991), das jüngste ist ein Wachssiegel des derzeit in der Diözese Graz-Seckau amtierenden Diözesanbischofs, Wilhelm Krautwaschl.

Eine derart umfassende Bestandsaufnahme von Siegeln eines definierten Personenkreises, hier Erzbischöfen und Bischöfen, ist in Österreich noch nicht vorgenommen worden. „Beim Siegelprojekt ging es darum, das kulturelle Erbe zu sichern, weil durch die dezentrale Lage der Aufbewahrungsorte einzelne Siegel aus verschiedenen Gründen immer wieder verloren gingen“, sagt der Grazer Kirchenhistoriker Rudolf K. Höfer. Ermöglicht wurde das Vorhaben durch zwei geförderte Forschungsprojekte des Wissenschaftsfonds FWF. Jetzt umfasst eine Datenbank über 820 Siegel, die ein Team mit Projektmitarbeiter Martin Feiner unter der Leitung Höfers erstellt hat. Der Siegelbestand findet sich heute an vielen Orten, so in München, Ludwigsburg und Krakau. Höfer selbst ist am Institut für Kirchengeschichte der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Graz tätig.

Schachzug der Erzbischöfe

Ausgangspunkt ist das Erzbistum Salzburg. Dieses gründete im Jahr 1072 das Eigenbistum Gurk und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts die kleinen Bistümer Chiemsee, Seckau und Lavant. Die erhaltenen Siegel dieser Bistümer sowie jene der im 20. Jahrhundert gegründeten Bistümer Innsbruck und Feldkirch – sie gehören zur Salzburger Metropole – sind in der Datenbank enthalten. „Die Gründung der kleinen Bistümer war ein strategischer Schachzug der Salzburger Erzbischöfe“, sagt Rudolf K. Höfer. Denn damit kam man in diesen Regionen den Landesherren, die eigene, von ihnen abhängige Bistümer schaffen wollten, zuvor. Für die kleinen Eigenbistümer besaß Salzburg das Recht der Bischofsernennungen.

Mit den Siegeln waren Urkunden versehen, oft auch die Bestellung von Pfarren und Rechtsgeschäften wie die Erwerbung von Grundstücken und Gütern. In der Regel handelte es sich um Wachssiegel, im 19. Jahrhundert kam auch der Siegelstempel hinzu. Beim Stempel wurde über dem Siegellack ein hauchdünnes Papier gelegt, auf das der Stempel gedrückt wurde. Abgebildet waren häufig Bischöfe mit Mitra oder Evangelienstab, Heiligenfiguren und später auch Wappen. Der abgebildete Bischof kann auch unter einem reich gegliederten gotischen Baldachin sitzen mit je einem Engel zur Seite (zweite Hälfte 14. Jh., siehe Bild).

In der Siegelkunde werden Unterscheidungen getroffen, so gibt es neben dem gewichtigen Hauptsiegel das Kleine Siegel, das Sekretsiegel für Rechtsakte geringerer Bedeutung oder das Elektensiegel, das Bischöfe in der Zeit zwischen ihrer Wahl und der Weihe verwendeten. In das Forschungsprojekt sind auch Zeichnungen einbezogen, weil die fotografische Darstellung infolge des Erhaltungszustands oft kaum richtig zu lesen ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2018)

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