Eine „moderne Frau“ auf völkischen Abwegen

Als Rednerin zog Käthe Schirmacher Tausende Menschen an.
Als Rednerin zog Käthe Schirmacher Tausende Menschen an.(c) Universitätsbibliothek Rostock
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In einem Buch erinnern Wiener Historikerinnen an die Frauenrechtsaktivistin und spätere Deutschnationale Käthe Schirmacher. Die Widersprüche in deren Biografie stören sie dabei nicht – im Gegenteil.

Wer mit seinen Leistungen in die Geschichte eingehen will, ist im besten Fall männlich. Darüber hinaus ist ein wahlweise abgrundtief böses oder aber ein ausgesprochen gutes und idealisierbares Leben von Vorteil. „Für die Wissenschaft und das Nachdenken über Gesellschaft sind widersprüchliche Biografien jedoch viel spannender“, meint zumindest die Historikerin Johanna Gehmacher vom Institut für Zeitgeschichte der Uni Wien.

Eine, die dahingehend genug Forschungsmaterial bietet, ist die 1865 in Danzig geborene Journalistin und Schriftstellerin Käthe Schirmacher. Und genau deshalb wählten Gehmacher und ihre Kolleginnen, Elisa Heinrich und Corinna Oesch, die Frauenrechtsaktivistin auch exemplarisch aus: Anhand ihrer Lebens- und Wirkungsgeschichte konnten die Historikerinnen neue Einblicke in eine Zeit des Umbruchs europäischer Gesellschaften um 1900 gewinnen. „Generell haben sich europäische Gesellschaften damals stark verändert“, sagt Gehmacher. Das hängt mit dem enormen wirtschaftlichen Wachstum, der Industrialisierung und der Ausbreitung des Verkehrs, aber auch mit den einschneidenden Erfahrungen des Weltkriegs zusammen. Das alles hat ein Gefühl von Beschleunigung erzeugt. Wir haben uns gefragt, wie Biografien aussahen, in denen dieser Bruch eine Rolle spielte.“

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