Der erste Auszug aus Afrika führte bis nach China

 Wer zog noch vor Homo erectus los?
Wer zog noch vor Homo erectus los?(c) imago/ZUMA Press (Feng Jun)
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Unsere Ahnen erwanderten vor 2,1 Mio. Jahren die Erde. Wer sie waren, ist so unklar wie unsere Entstehung.

Die Menschen entstanden vor etwa sechs Millionen Jahren in Afrika, als unsere Ahnen sich von jenen der Schimpansen trennten, und wir entstanden vor etwa 500.000 Jahren, auch in Afrika. So viel ist (aus den Genen) halbwegs sicher, der Rest wird immer unübersichtlicher. Etwa bei uns: Wo entstand Homo sapiens? Der älteste Fund war in Djebel Irhoud in Marokko, dort lebte einer vor 300.000 Jahren. Mit 260.000 folgt einer in Südafrika, dann einer in Äthiopien, 190.000.

Und wem haben wir zu danken? Darüber gibt es Streit, der Stolz der Nationen spielt mit, und der der Forscher, die ein bestimmtes Exemplar in den Händen haben. Aber keines der frühen Fossilien hat exakt die erst vor 100.000 endgültig gefundene Körperform von H. sapiens. Jener aus Marokko sah im Gesicht aus wie wir, aber sein Schädel war höher gewölbt, bei anderen passen andere Details nicht.

Deshalb schlägt eine Gruppe um Chris Stringer (Natural History Museum London) eine neue Sicht vor: Nicht an einem Ort und in einer Linie habe sich H. sapiens entwickelt, er sei eine Mixtur vieler Gruppen aus dem ganzen Kontinent, die einander sporadisch begegneten, dann getrennt wurden – durch die Natur, mit Wüsten oder Wäldern –, dann ihre Wege wieder kreuzten, und sich auch. Zu diesem „Multiregionalismus“ passen nicht nur die raren Knochen, ihn stützen auch häufigere Steinwerkzeuge (Trends in Ecology & Evolution, 11. 7.).

Wer zog noch vor H. erectus los?

Das älteste bekannte wurde vor 3,2 Millionen Jahren benutzt, da gab es nur Ahnen der Ahnen, und manche machten sich früh auf den Weg „out of africa“. Bisherige Rekordhalter waren Homo erectus, sie erhoben sich vor 1,8 Millionen Jahren in Afrika zum endgültig aufrechten Gang, mit dem waren sie kurz darauf in Dmanisi im heutigen Georgien, dort fanden sich Werkzeuge und Knochen.

Nur Werkzeuge hingegen bezeugen nun eine frühere und weitere Wanderung: Im Lössplateau im Süden Chinas hat Zhaoyu Zhu (Guangzhou) 86 Steinwerkzeuge gefunden (Nature, 11. 7.). Auf herkömmliche Weise datieren konnte Zhaoyu Zhu nicht, er orientierte sich an Umpolungen des Magnetfelds. Sie sind im Gestein, in dem die Funde gelegen sind, archiviert, man kann sie messen, und für sie gibt es eine Referenzchronologie: Die Werkzeuge sind 2,1 Mio. Jahre alt. Wer da aus Afrika gekommen war, ist völlig unklar: Der bisher älteste in China war mit 1,7 Mio. Jahren ein H. erectus, vor 2,1 Mio. Jahren gab es diesen noch nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2018)

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