Individuelle Daten für das perfekte Sporterlebnis

Ein Sensor misst die Laufdaten.
Ein Sensor misst die Laufdaten.Getty Images
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Jeder Mensch hat persönliche Bedürfnisse bezüglich seiner Fortbewegung. Salzburger Forscher kombinieren Bewegungsdaten mit körperlichen und emotionalen Parametern, um das ideale Schuhwerk zu ermitteln.

Die Wahl fällt auf einen bestimmten Schuh, der gefällt und der an und für sich ein gutes Gefühl vermittelt. Aber er passt nicht ganz, also wird eine Nummer größer (oder kleiner) schon richtig sein. Mehr Wünsche hat der Kunde üblicherweise nicht.

Die nach dem ersten Eindruck gefällte Entscheidung kann falsch sein oder sogar zur Qual werden, wenn es sich beispielsweise um einen Skischuh handelt, der besonderen Ansprüchen ausgesetzt ist. Nämlich der Belastung, die sowohl vom Pistenuntergrund als auch von der speziellen Fußbeschaffenheit des Benutzers ausgeht. Das neue Forschungsprojekt „Digital Motion in Sports, Fitness and Well-being“ (kurz „DiMo“) der Forschungsgesellschaft Salzburg Research will nun die perfekte Skiausrüstung und den optimalen Laufschuh entwickeln. „Es geht um eine Individualisierung, auf die schon in der Produktion geachtet wird“, sagt Projektleiterin Elisabeth Häusler. Und zwar insofern, dass nach speziellen Bedürfnissen adjustiert wird.

Eine Projektgruppe von Salzburg Research forscht bereits seit mehreren Jahren im Bereich der mobilen und webbasierten Informationssysteme. Das reicht von der Bewegungsdatenanalyse bis zur Erhebung der Verkehrslage. „DiMo“ ist mit im Pool der von der Bundesregierung mit insgesamt 11,7 Millionen Euro über das Comet-Programm für die kommenden vier Jahre geförderten Projekte. Davon entfallen 4,3 Millionen Euro auf die wissenschaftliche Arbeit von Salzburg Research, das auch die Projektleitung übernommen hat. Einbezogen sind die Universität Salzburg und Standorte in Tirol, Steiermark und Bayern.

Welche Qualität hat Bewegung?

Der thematische Schwerpunkt liegt in der menschlichen Bewegungsdatenanalyse mit dem Fokus auf der Bewertung der Qualität der Bewegung. Ziel des Projekts ist, Bewegung und Emotion durch Multi-Sensor Fusion, also die Zusammenführung verschiedener Sensordaten, zu messen und zu interpretieren. Wie Häusler ausführt, werden dabei sowohl biomechanische, kontextbezogene und psychophysiologische Parameter berücksichtigt. Es geht darum, wie gut man sich bewegt und wie man sich dabei fühlt.

Die „DiMo“-Forscher sind mit den Sportartikelherstellern Atomic und Adidas Kooperationen eingegangen. „Adidas weiß nicht, wie seine Laufschuhe genutzt werden“, sagt die Salzburger Informationstechnikerin. Es kann um eine Alltagsbewegung gehen, um eine bestimmte aktive Nutzung oder jene im Sport bis hin zum Marathon. Und da unterscheidet sich der Lauf auf einer Kunststoffbahn von dem auf einem Bitumenbelag oder auf hartem Untergrund.

Idealerweise läuft der Nutzer mit einem Probeschuh, der mittels eines Sensors die Laufdaten misst. Die Adidas-Fertigung im bayrischen Herzogenaurach könnte den Schuh dann in kürzester Zeit liefern, so Häusler. Ähnlich wäre das Prozedere bei Skischuhen, bei denen man die mit einem Sensor ausgestatteten Leihschuhe im individuell bevorzugten Gelände fährt. Der von Salzburg Research gefertigte Chip soll nicht nur die Bewegungsqualität messen, sondern auch Parameter über die Ermüdung des Nutzers bis hin zu seiner Herzfrequenz liefern.

Künftige Anwendungsgebiete reichen über den Sportsektor hinaus. So könnte die Technologie auch im medizinischen Bereich wie bei der Rehabilitation angewendet werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2018)

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