Geister im Genom

Ein Embryo im Zwei-Zell-Stadium. Weiter geht die Entwicklung nur mit der Hilfe eines springenden Gens.
Ein Embryo im Zwei-Zell-Stadium. Weiter geht die Entwicklung nur mit der Hilfe eines springenden Gens.(c) Science Photo Library/picturedesk.com
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97 bis 98 Prozent unserer DNA galten lange als Müll. Aber ohne sie – Retroviren und Transposons vor allem – gäbe es uns nicht.

Allzu weit her ist es mit unserem versammelten Wissen nicht: Von der Materie kennen wir ganze fünf Prozent, der Rest liegt im Dunkeln. Und beim Leben sieht es auch düster aus: Zwar kann man dessen Rückgrat, das Genom, Base für Base sequenzieren. Aber in der schier endlosen Buchstabenfolge stellt das, was man „Gene“ nennt – die Blaupausen, die sich erst in RNA übersetzen lassen (Transkription) und dann in Proteine umsetzen (Translation) – ganze 1 bis 1,5 Prozent. Die Angaben schwanken, und wie viele Gene das bei uns in absoluten Zahlen sind, ist auch heute, 20 Jahre nach Abschluss des Humangenomprojekts Hugo, nicht klar, die aktuellste Schätzung stammt von Steven Salzberg (Johns Hopkins, Baltimore), sie belief sich auf 21.306 Gene (BioRxiv 10.1101/332825).

Großzügiger kann man zu Genen auch zählen, was sich nur umschreiben lässt – nicht umsetzen – und mit dieser RNA andere Gene reguliert, es liegt in der gleichen Größenordnung (21.856). Und die restlichen 97 bis 98 Prozent des Genoms? Weil man mit ihnen lange nichts anfangen konnte, erklärte man sie kurzerhand zu Müll („junk“), entweder funktionslosem oder bedrohlichem. Zu Letzterem zählen viele endogene Retroviren (ERVs), das sind Viren, die ihr Genom in unseres einbauen und als Parasiten in ihm leben, sie stellen immerhin acht Prozent des Gesamten.

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