Wappentier des Anthropozäns: Das Hendl

(c) REUTERS (Rodolfo Buhrer)
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Der Mensch hat Tiere nicht nur ausgerottet, er hat manche auch gefördert, eines über alle Maßen: Die Zahl der Broiler übertrifft die aller anderen Vögel zusammen. Und ihre kaputten Knochen könnten die neue Erdzeit markieren.

Wenn künftige Archäologen einmal unsere Spuren ausgraben, werden sie auf die wunderlichsten Dinge stoßen, allerorten, und an einem Punkt der Erde auf einen „Golden Spike“: Das ist einer der überdimensionierten Nägel – aus Kupfer, nicht Gold –, mit denen Erdgeschichtler Ordnung in die Zeit bringen, jeder markiert den Beginn eines neuen Zeitalters und wurde dort in Gestein getrieben, wo sich der Zeitpunkt am klarsten zeigt. Dokumentiert wird er meistens durch den Auftritt neuer Lebensformen, am Kuhjoch im Karwendel etwa sitzt einer, weil sich dort besondere Ammoniten fanden, die eröffneten vor 201 Millionen Jahren das Hettangian.

Das Öffnen und Schließen von Erdzeitaltern war bisher Privileg der Natur, aber seit einiger Zeit wird debattiert, ob nicht auch wir es zu vergleichbarer Macht gebracht und das Anthropozän eingeläutet haben. Dass das da ist, darüber herrscht weithin Einigkeit, diskutiert werden der Beginn und das korrespondierende Signal, es muss sich auf der ganzen Erde finden. Der Zeitpunkt liegt am Beginn der 50er-Jahre – da begann die „große Beschleunigung“ des Umbaus der Erde, die Zahl der Autos stieg in 50 Jahren von 40 Mio. auf 700, die der McDonald's-Filialen von null auf 30.000, Paul Crutzen, von dem der Name „Anthropozän“ stammt, hat es bilanziert (Phil. Trans. Roy. Soc. 369, S. 842) –, als Marker werden die Fallouts der Atombombentests vorgeschlagen oder die Massen an Beton oder, von Spaßvögeln, Colaflaschen und Kronenkorken, auch die finden sich in den entlegensten Regionen.

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