Jagdverhalten ausgestorbener Tiere erforscht

Mit Schädelanalysen sind Rückschlüsse möglich.

Man kann sich unbemerkt anschleichen, aus dem Hinterhalt losstürmen oder über lange Zeit hetzen – beim Jagen von Beute führen verschiedene Strategien zum Ziel. Im Laufe der Evolution haben die unterschiedlichen Raubtierarten ihre jeweilige Disziplin perfektioniert, man denke nur an die Schnelligkeit eines Geparden oder die Ausdauer eines Wolfes. Doch während sich das Jagdverhalten heutiger Spezies relativ einfach erforschen lässt, ist das bei ihren ausgestorbenen Vorfahren erheblich schwieriger.

Hier haben Forscher der Universität Wien einen neuen Zugang gefunden, der Einblicke in die Lebenswelt der prähistorischen Räuber bietet: Mithilfe von hochauflösender Mikro-Computertomografie gelang den Wissenschaftlern unter der Leitung der Paläontologin Julia Schwab ein detaillierter Blick in das Innenohr fossiler Raubtierschädel. Das kleine Organ ist eines der wichtigsten Sinnesorgane für Wirbeltiere, da es nicht nur für das Hören, sondern auch für das Gleichgewicht und die Wahrnehmung der Lage des Körpers im Raum zuständig ist.

Große Bögen, schnelle Jäger

Drei mit Flüssigkeit gefüllte Bogengänge können diese Informationen an Sinneszellen liefern, die jede Bewegung der Flüssigkeit registrieren. Bei schnellen Jägern müssen diese Bogengänge größer sein, da sich ihre Laufgeschwindigkeit schneller an die Beute anpassen muss als etwa bei Schleichjägern. Auch die Länge der Hörschnecke des Innenohrs gibt wichtige Auskünfte über die Art des Raubtiers. Mit ihrer neuen Methode zur Schädelanalyse gelang es den Wissenschaftlern, das Gleichgewichtsorgan anhand von Hohlräumen indirekt nachzumessen und so die Fortbewegungsweisen fossiler Raubtiere genau zu rekonstruieren. (däu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2019)

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