Wo Küchenschaben und Heuschrecken fliegen lernten

Wie entstanden die Flugkünste von Insekten?
Wie entstanden die Flugkünste von Insekten?(c) imago/blickwinkel (R. Sturm)
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Fluginsekten entwickelten sich im Laufe der Evolution anders als bisher vermutet.

Keine andere Gruppe von Tieren hat im Lauf der Evolution eine größere Vielfalt entwickelt als die sechsfüßigen Vertreter der Arthropoden, die Insekten: Schätzung zur Zahl ihrer Spezies schwanken zwischen knapp einer bis sieben Millionen, manche liegen sogar weit darüber (zum Vergleich: Gerade einmal 5416 Säugetierarten wurden bisher beschrieben). Sie haben so gut wie jeden Lebensraum erobert, zu Wasser, zu Land und in der Luft. Für Letzteren waren Flügel vonnöten, von denen man bisher annahm, dass sie sich in aquatischen Habitaten entwickelten – denn viele geflügelte Insekten wie Libellen oder Eintagsfliegen leben als Larven im Wasser.

Ursprung am Boden

In einer neuen Studie (Pnas, 14. 1.) konnten Wissenschaftler der Universität Wien diese Vermutung nun widerlegen: Anhand der molekularen Daten von 106 verschiedenen Insektenarten konnten die Forscher zeigen, dass der letzte gemeinsame Vorfahre aller geflügelten Insekten ausschließlich an Land gelebt haben musste. „Weiterhin ergaben die Auswertungen, dass der ursprüngliche Lebensraum die Bodenoberfläche war, worauf eine gerade Abflachung, gut ausgebildete Extremitäten sowie verhärtete Vorderflügel hinweisen“, ergänzt der Biologe und Ko-Erstautor Harald Letsch.

Da die verwandtschaftlichen Beziehungen der riesigen Insektengruppen mit klassischen Methoden bisher nicht hinreichend geklärt werden konnten, war wenig über die Evolution dieser Merkmale bekannt. Durch genetische Rekonstruktion könne man aber untersuchen, wie Insektenarten die Ökosysteme beeinflussen, so Letsch. „Dies wird umso wichtiger, wenn man den dramatischen Rückgang anderer Insekten durch menschlichen Einfluss bedenkt.“ (däu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2019)

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