Schwangere sollten nicht zu viel sitzen

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Symbolbild. (c) imago/PhotoAlto (Sigrid Olsson)
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Eine europaweite Studie zeigt, dass Verhaltensänderungen werdender Mütter den Fettgehalt ihrer Neugeborenen beeinflusst. Mehr Bewegung und gesündere Nahrung reduzieren auch das Gewicht der Mütter.

„Machen Sie mehr Bewegung!“ Derartige Aufforderungen hören nicht nur Schwangere oft. Doch die Umsetzung ist nicht leicht, wenn die Anweisung zu schwammig ist. Klare Ansagen kann man leichter im Alltag umsetzen.

Mireille van Poppel, Intitut für Sportwissenschaften, Uni Graz.
Mireille van Poppel, Intitut für Sportwissenschaften, Uni Graz.(c) Uni Graz

Eine große EU-Studie (Diabetologia, 6. 3.) empfiehlt nun: „Verbringen Sie weniger Zeit im Sitzen, um die Gesundheit Ihres Neugeborenen zu fördern.“ Mireille van Poppel vom Institut für Sportwissenschaften der Uni Graz forscht in dem Projekt: „Wir haben in den neun beteiligten Ländern nach schwangeren Frauen gesucht, deren Body-Mass-Index über 29 liegt. Diese Gruppe hat ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes bzw. dafür, dass sie Neugeborene mit erhöhtem Fettgehalt zur Welt bringt.“

Mithilfe von Hebammen und Gynäkologen erhielten die Forscher Zugang zu den übergewichtigen Frauen, die ab einem möglichst frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft bis zur Geburt begleitet wurden. „Die Probandinnen haben wir in vier Gruppen unterteilt: Die Kontrollgruppe erhielt keine Beratung. Die zweite Gruppe wurde zu gesunder Ernährung beraten, die dritte zu Bewegung und die vierte Gruppe zu beidem“, erklärt van Poppel. Die Frauen wurden von professionellen Coaches betreut und führten über ihren Alltag Tagebuch bzw. füllten Fragebögen aus.

„Die Beratungen hatten alle eine positive Wirkung auf die Frauen“, sagt van Poppel. Nach dem Ernährungscoaching stieg das Bewusstsein für gesunde Nahrung, die Frauen der Bewegungscoaching-Gruppe bewegten sich mehr, und in der kombinierten Gruppe verbesserten sich beide Bereiche.

„Der Effekt auf das Gewicht der Mütter war klar zu sehen: Bei der kombinierten Beratung reduzierte sich die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft.“ Die Blutwerte, die etwa auf Diabetes hinweisen, zeigten aber keine signifikanten Veränderungen. „Und trotzdem fanden wir heraus, dass die neugeborenen Babys von der Umstellung der Mütter profitierten“, so die Sportwissenschaftlerin.

Und zwar die Kinder jener Frauen, die sowohl über Ernährung, als auch über Bewegung informiert wurden: Ihre Babys kamen mit acht bis neun Prozent weniger Fett zur Welt als die Babys der Kontrollgruppe.

Gemessen wurde an den Neugeborenen einerseits die Dicke der Hautfalten am Körper. „Das ist ein gutes Maß für den Fettgehalt, weil bei Babys das meiste Fett direkt unter der Haut sitzt.“ Andererseits wurde auch der Leptin-Wert im Nabelschnurblut ermittelt, ein Maß für die Körperfettmasse.

Deutlich weniger Babyspeck

Die Ergebnisse beider Methoden stimmten überein: Einseitiges Coaching – nur auf Bewegung oder nur auf Ernährung ausgerichtet – ändert nichts am Fettgehalt der Babys, aber beide Coachings zusammen senkten die Fettwerte der Neugeborenen.

„Aus allen Lebensstil-Parametern, die in den Fragebögen und Tagebüchern erhoben wurden, führte nur einer zur signifikanten Verbesserung der Werte des Babys: Wenn die werdende Mutter weniger Zeit im Sitzen verbringt. Damit ist vor allem die Zeit zu Hause gemeint“, betont van Poppel.

Das Ergebnis ist wichtig im Kampf gegen das vermehrte Übergewicht bei Kindern in Europa: In Österreich sind 30 Prozent der sechs- bis neunjährigen Buben übergewichtig und 22 Prozent der gleichaltrigen Mädchen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2019)

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