Die geballte Kraft österreichischer Forschung

Drei Forscher, ein Journalist: Diskussion um die Botschafter der Wissenschaft.
Drei Forscher, ein Journalist: Diskussion um die Botschafter der Wissenschaft. (c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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25 Jahre Wissenschafter des Jahres: Wie man hoch komplizierte Themen für eine breite Öffentlichkeit verständlich aufbereiten kann – und was von den Naturwissenschaften, der Medizin, Umwelt, Geschichte und Mathematik noch gesagt werden kann.

Es ist ein Streifzug durch Österreichs Wissenschaft der vergangenen 25 Jahre mit prominenten Namen aus allen Forschungsdisziplinen. Der Klub der Bildungs- und WissenschaftsjournalistInnen feierte in dieser Woche seine Initiative Wissenschafter des Jahres, die 1994 zum ersten Mal einen herausragenden österreichischen Forscher wählte. Er sei damals, so sagt Georg Wick heute, vom Anruf total überrascht gewesen. Der inzwischen emeritierte Professor war Ordinarius für Pathophysiologie und Immunologie an der Universität und ab 1991 Gründungsdirektor des Instituts für Biomedizinische Alternsforschung der Akademie der Wissenschaften (bis 2003).

Überrascht war Wick, weil die Auszeichnung nicht aufgrund einer Bewerbung oder einer öffentlichen Diskussion vergeben wird. Die Wissenschaftsjournalisten nominieren vielmehr in einem internen Verfahren Wissenschaftler (ohne deren Kenntnis), die erstens repräsentativ für ihr Fachgebiet stehen und zweitens ihre Forschungsmaterie wirksam und offensiv in der Öffentlichkeit vertreten. Beides war bei Georg Wick, der sich der Erforschung der Autoimmunerkrankungen und der Alternsforschung widmete, der Fall.

Seit der Bekanntgabe seiner Auszeichnung im Jänner dieses Jahres habe sich punkto öffentlicher Präsenz einiges verändert, sagte der Chemiker Nuno Maulide bei der Festveranstaltung in der Aula der Wissenschaften in der Wiener Wollzeile.

Auch nach dem ersten Ansturm der Medien, darunter ein 15-minütiger Auftritt in einer der „ZiB“-Sendungen des ORF, verzeichnet er heute noch rund zehn Anfragen pro Woche. Eine Feststellung, die so gut wie alle Wissenschafter des Jahres teilten.

Noch einmal ein kurzer Überblick: 1996 wurde der Quantenphysiker Anton Zeilinger ausgezeichnet, damals noch Professor in Innsbruck und heute Präsident der Akademie der Wissenschaften; 1999 der Sozialforscher Christoph Badelt, später Rektorenpräsident und heute Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts; im Jahr darauf die Transplantationschirurgin Hildegunde Piza, die an der Spitze eines Teams dem Bombenopfer Theodor Kelz beide abgesprengten Hände wieder erfolgreich transplantieren konnte. Zu den Preisträgern zählen der derzeitige „Presse“-Kolumnist Kurt Kotrschal (Verhaltensbiologie) und der frühere wöchentliche Kommentator Rudolf Taschner (Mathematik) sowie Ulrich Körtner (Theologie) und Konrad Paul Liessmann (Philosophie), die immer wieder mit ihren Kommentaren in der „Presse“ vertreten sind.

Bei der Festveranstaltung – geleitet von Eva Stanzl, Präsidentin des Journalistenklubs, und ihrem Stellvertreter Martin Kugler – kam bei einer Podiumsdiskussion (im Bild: Georg Wick, Verena Winiwarter, Stefan Thurner, Erich Witzmann, Klubpräsident 1990–2000; v. l. n. r.) auch das Verhältnis der Wissenschaftler zu den Medien zur Sprache. So konnte die Umwelthistorikerin Verena Winiwarter (Preis 2013) mit ihrem Fach eine größere Aufmerksamkeit erzielen und die Meinung, ihre Forschung sei ein „Orchideenfach“, entkräften. Der Komplexitätsforscher Stefan Thurner (Preis 2017) betonte, dass gerade in Zeiten von Fake News den Wissenschaftlern und den verantwortlichen Journalisten ein besonderer Stellenwert zukomme.

Faßmann: Neue Förderung?

Auch Wissenschaftsminister Heinz Faßmann sieht den Wissenschaftsjournalismus in seiner Stellungnahme als „wichtigen Transporteur“ von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Deswegen sollte, so der Minister, ein Teil der Presseförderung des Bundes in diese Berichterstattung fließen. (ewi)

Alle Wissenschafter des Jahres: www.wissenschaftsjournalisten.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2019)

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