„Ein Sack mit Mund und Tentakeln“

Ein Salinenkrebs (oben) dient als Futter für die Seeanemone Nematostella vectensis.
Ein Salinenkrebs (oben) dient als Futter für die Seeanemone Nematostella vectensis.(c) Garschall
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Kathrin Garschall erforscht im norwegischen Bergen die Lebensweise von Nesseltieren, die als unsterblich gelten und der Wissenschaft viel über die Entwicklung komplexerer Lebewesen verraten könnten.

In Bergen ist es oft kalt, lang dunkel, und es regnet viel. Wer aber mit der Witterung zurechtkommt, wird mit der Romantik einer 900 Jahre alten Wikingerstadt, der phänomenalen Natur der sieben sie umgebenden Berge und einer pulsierenden Studentenkultur belohnt, erklärt Kathrin Garschall ihre Liebe zu der norwegischen Hafenstadt. Angelockt hat die Evolutionsbiologin, die im niederösterreichischen Melk aufwuchs, aber das wissenschaftliche Interesse an einem Wesen, das außerirdischer kaum wirken könnte: „Ich forsche hier in Bergen an Nesseltieren der Gattung Nematostella. Das sind Seeanemonen, die recht simpel aufgebaut sind – eigentlich bestehen sie aus nicht viel mehr als einem Sack mit Mund und Tentakeln.“ Schneidet man die durchsichtigen, etwa einen Zentimeter kleinen Meeresbewohner in zwei Hälften, wachsen beide wieder zu neuen Polypen heran. „Das ist neben der sexuellen Reproduktion die zweite Art, auf die sich diese Tiere vermehren können“, so Garschall. Ihr simpler Aufbau, die schier grenzenlose Fähigkeit zur Regeneration und die Fortpflanzung durch Abschnürung machen sie zu hochinteressanten Studienobjekten.

Vom Altern zum Fasten

„Ursprünglich habe ich mich für die Faktoren interessiert, die dazu beitragen, dass wir altern. Schon während meiner Diplomarbeit an der Wiener Boku habe ich Alterungsprozesse in menschlichen Zellen untersucht, an der Universität in Lausanne fokussierte sich mein Doktorat dann auf Gene, die Fruchtfliegen länger leben lassen.“ Nachdem sie aber als Postdoc in die Gruppe von Patrick Steinmetz am Sars International Centre for Marine Molecular Biology wechselte, ging ihre Forschung in eine neue Richtung: „In Bergen begann ich damit, mich mit der Regulation der Nahrungsaufnahme und -verwertung in der Zelle zu beschäftigen – denn auch sie hat einen großen Einfluss auf die Alterung. Und hierfür ist Nematostella ein besonders spannender Modellorganismus, denn er hilft uns, den evolutionären Ursprung komplexer vielzelliger Organismen zu verstehen.“

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