Coole Jause für die Pause

Es muss nicht immer die klassische Jause sein.
Es muss nicht immer die klassische Jause sein.(c) Clemens Fabry
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Jugendliche entwickeln mit Forschern neue Lebensmittel, die im Schulalltag praktisch sind und schnell Energie liefern. Sie testen Rezepturen, Sensorik und Akzeptanz der schnellen Zwischenmahlzeiten.

Genau die Phase, in der junge Menschen selbst beginnen, Entscheidungen über ihre Ernährung zu treffen, ist kaum erforscht. „Über Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren weiß man wenig als Zielgruppe des Lebensmittelmanagements“, sagt Ulrike Seebacher von der FH Joanneum Graz. Sie leitet das Sparkling-Science-Projekt „YoungTechforFood“, bei dem das Wissenschaftsministerium die Zusammenarbeit von Forschern mit Schülern fördert. Das Team der steirischen Oberstufenklassen mit der FH hat gesunde und praktische Jausen entwickelt, die bei Jugendlichen gut ankommen.

Im Vorbereitungsprozess durften die Schüler dem Trend des „Food Porn“ folgen, so nennt man das Fotografieren von Essen und das Teilen der Fotos auf Facebook, Instagram und Co. „Die Aufgabe war, dass die Jugendlichen ihre Ernährungssituationen im Alltag fotografieren und drei besonders positive Situationen sowie drei besonders negative Situationen festhalten“, sagt Seebacher. Die Bilder waren gemeinsam mit Online-Fragebögen und detaillierten Ernährungstagebüchern die Basis für Diskussionen, was Jugendliche wollen und was ihnen guttut.

„In den Schulen gibt es wenige ruhige Plätze, wo man sich hinsetzen und etwas essen kann. Der Zeitplan ist sehr dicht. Gerade in den berufsbildenden Schulen ist auch die Mittagspause zeitlich eng“, erklärt Seebacher. Die neue Pausenjause soll also wenig bröseln, leicht verzehrbar sein, gut in der Hand liegen und schnell Energie liefern. Mit diesen Vorgaben fanden die Schüler eine Vielzahl an Ideen, von denen nach einem strikten Votingsystem fünf Kandidaten übrig blieben.

Die fünf Kandidaten

Das sind Nudelmuffins, schnelle Zwischenmahlzeiten mit Nudeln und Gemüse in Muffinform, die kalt oder warm gegessen werden können, Energybites, kleine Kugeln, die sehr kalorienhaltig sind, Müsliriegel, Smoothies. „Und Käseraspel: Bei diesem Produkt hat sich im Lauf des Projekts die Rezeptur sehr geändert“, beschreibt Seebacher. Anfangs waren es getrocknete Käsescheiben, die aber zu fettig und unpraktisch waren. Die diesjährige vierte Klasse der HLA für Land- und Ernährungswirtschaft der Grazer Schulschwestern arbeitet jetzt mit einer Rezeptur von Dinkel-Käse-Crackern, die gut sättigend sind. Die Überlegungen für Zwischenmahlzeiten im Pausenhof gingen in diverse Richtungen: Was soll das Produkt den Jugendlichen bringen? Was soll es gesundheitlich leisten? Welche ökologischen und ökonomischen Anforderungen gibt es? Was sind die sozialen und technischen Herausforderungen?

Dazu kam eine Reihe von naturwissenschaftlichen Experimenten, die die Schüler selbst durchführten: Tests für Zuckergehalt und pH-Wert, Prüfungen der Haltbarkeit sowie der Knusprigkeit mit dem Penetrometer. Weiters erhielten die Schüler der HLA sowie der HTL Bulme Graz-Göstling Einschulungen in die Sensorik, professionelle Verkostungen und Akzeptanzprüfungen. Das Ergebnis fasst das Team derzeit in einem Handbuch zusammen, als Anleitung für andere Schulen, um entweder die gleichen Jausenideen umzusetzen oder ganz neue Produkte zu entwickeln. Die Hoffnung ist, die coolen Snacks nicht nur in das eigene Schulbuffet zu integrieren, sondern vielleicht auch vom Markt entdeckt zu werden.

LEXIKON

Rezepturen von Lebensmitteln werden in einem vielstufigen Verfahren entwickelt. Die Jugendlichen erarbeiten in dem Projekt „YoungTechforFood“ die Zusammensetzung der Nahrungsmittel, testen die Ergebnisse und die Akzeptanz.

Ideale Snacks waren in dieser Studie Nudelmuffins, kugelförmige Energybites, Müsliriegel, Smoothies und Käsecracker. Die Jause soll gesund sein, handlich, nicht bröseln, nicht im Magen liegen und flott Energie liefern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2019)

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