Frühe Spitäler in früheren Jahrhunderten

Bürgerspital Salzburg.
Bürgerspital Salzburg. (c) imago stock&people (imago stock&people)
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Der Typus „Bürgerspital“ war eine Heimstatt für alte und verarmte Mitbewohner. Unter der Verantwortung der jeweiligen Bürgerschaft entwickelten sich stattliche Wirtschaftsbetriebe.

Es waren großteils bürgerliche Stiftungen, die unabhängig vom jeweiligen Landesfürsten bzw. Grundherrn ihre karitativen und wirtschaftlichen Aufgaben ausübten: die zahlreichen, oft schon im 13. Jahrhundert gegründeten Bürgerspitäler, die über 600 Jahre in den Städten und kleineren Ortschaften bestanden. „In Salzburg wurden das Bürgerspital und das Bruderhaus beharrlich gegen den Zugriff des Erzbischofs verteidigt“, sagt der Kulturhistoriker Reinhold Reith von der Uni Salzburg.

Für Heimatforscher, Dissertanten und Uni-Professoren bilden die im Mittelalter gegründeten Bürgerspitäler ein geradezu unerschöpfliches Forschungsthema. Jede etwas größere Gemeinde verfügte über ein Bürgerspital, das – anders als die Spitäler der Neuzeit – zumeist nicht der Krankenpflege diente, sondern der Fürsorgepflicht der Gemeinden nachkam. Sie wurden als Heimstätte für verarmte und alte Personen in ihrem letzten Lebensabschnitt eingerichtet.

Von Bürgern gestiftet, war auch der jeweilige Stadtrat oder die Gemeindevertretung für die Erhaltung und die Bestellung des Spitalsmeisters sowie des gesamten Personals zuständig. Zur Finanzierung trugen zahlreiche Stiftungen von Bürgern bei, die damit für ihr Seelenheil vorsorgen wollten, weiters Erbschaften und bestimmte Rechte, wie in einigen Fällen das Braurecht. Reinhold Reith, der mit einem Team die über Jahrhunderte penibel aufgezeichneten Rechnungen des Salzburger Bürgerspitals und des parallel dazu errichteten Bruderhauses ausgewertet hat (Bericht in der „Presse“ vom 19. April 2019), kann noch eine zusätzliche Finanzierungsquelle nennen: Für die Aufnahme bezahlten die Bürger einen bestimmten Betrag, der für Jahre ihre Unterkunft und Verpflegung sichern sollte. Nach ihrem Tod fiel ihr Vermögen dann meistens an das Spital. Mägde und Dienstnehmer, die über keine Ersparnisse verfügten, fanden im Bruderhaus – „sozusagen das Bürgerspital zweiter Klasse“ (Reith) – eine Heimstatt.

In einigen wenigen Fällen geht die Stiftung auf vermögende Adelige zurück. So veranlasste Herzogin Beatrix von Zollern die Errichtung des Bürgerspitals von Perchtoldsdorf bei Wien und der angeschlossenen Kirche, die Führung oblag dann wiederum den Bürgern.

Bis zu 120 Insassen

Waren die beiden Salzburger Institutionen mit jeweils bis zu 120 Insassen die größten Wirtschaftsbetriebe ihrer Stadt, so war das Wiener Bürgerspital mit seinen aneinandergereihten Objekten geradezu eine „Stadt in der Stadt“, wie dies ein im Vorjahr fertiggestellter Forschungsbericht (wie die Salzburger Untersuchungen vom Wissenschaftsfonds FWF gefördert) ausführt. Wobei die Wiener Institution schon im Spätmittelalter auch für ärztliche Behandlungen zuständig und zudem ein Siechenhaus angeschlossen war.

Ortschaften wie Spital am Semmering oder Spital am Pyhrn verdanken ihren Namen den dort gegründeten Hospizhäusern, die den vorüberziehenden Pilgern eine Herberge boten. Das war auch im kleinen Dorf Spital bei Weitra der Fall. Hier wurde schon im 12. Jahrhundert ein Hospiz für Pilger, die aus dem böhmischen Raum zum Jakobsweg unterwegs waren, eingerichtet und mit einer romanisch-gotischen Kirche versehen.

Mit den Bürgerspitälern waren stets Spitalskirchen verbunden, waren die Insassen doch zu religiösem Leben verpflichtet. Heute werden Kirchen und Spitalsgebäude in vielen Fällen für kulturelle und museale Zwecke genutzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2019)

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