Der Apfel kommt aus Kasachstan

(c) AP (Fabian Bimmer)
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Die Analyse des Genoms konnte auch seine Herkunft klären. Der DNA-Befund ergibt: Der Vorfahre des Apfels ist Malus sieversii, der asiatische Wildapfel, der aus den Bergen des südlichen Kasachstan kommt.

„Der Äpfelchen begehrt ihr sehr, und schon vom Paradiese her“, sagt die junge Hexe dem Faust in schöner Zweideutigkeit. Man darf aber auch einmal in ganz naiver Eindeutigkeit fragen: Wo war denn das Paradies, das die ersten Äpfel (und nicht Paradiesäpfel oder andere Früchte) trug? Auch das beantwortet die in Nature Genetics erschienene Analyse des Genoms von Malus domestica.

Bisher meinten viele, der Kulturapfel stamme vom Holzapfel (Malus sylvestris)ab, der auch heute noch wild wächst. Der DNA-Befund ergibt aber: Sein Vorfahre ist Malus sieversii, der asiatische Wildapfel, der aus den Bergen des südlichen Kasachstan kommt, wo der Apfel „alma“ heißt. Seine Früchte sehen manchen unserer Äpfel, etwa den vorbildlich säuerlichen Summerred, erstaunlich ähnlich.

An geschmacklich eher faden, ob ihrer Haltbarkeit aber weitverbreiteten Äpfeln wurde das Genom sequenziert: am Golden Delicious. Für die Stammbäume wurden auch die anderen beliebten Kultursorten Cox Orange, McIntosh, Red Delicious und Jonathan verwendet.

Gene für das Kerngehäuse

Das Genom des Apfels enthält circa 742 Millionen Basenpaare. (Zum Vergleich: Das menschliche Genom enthält circa drei Milliarden.) Strukturiert ist die DNA in 17 Chromosomen, diese Zahl ist typisch für alle Pflanzen der Gattungsgruppe Pyreae, das sind die Kernobstgewächse, zu denen neben Äpfeln auch Birnen und Quitten zählen. Andere Rosengewächse (zu dieser reichen Familie zählen u.a. Brombeere, Himbeere, Kirsche, Marille, Rose) haben nur sieben, acht oder neun Chromosomen. Offenbar wurde in der Geschichte der Pyreae der Chromosomensatz einmal verdoppelt – damit auch Genfamilien, die die Entwicklung der Frucht steuern: So war die Entstehung der Apfelfrucht (Kernfrucht) mit ihrem typischen Kerngehäuse möglich.

Typisch für alle Rosengewächse ist, dass sie die Kohlenhydrate, die sie durch Fotosynthese erzeugen, hauptsächlich in Form des Zuckeralkohols Sorbit transportieren. Im Genom des Apfels fanden sich 71 (!) Gene, die mit dem Sorbit-Stoffwechsel zu tun haben.

Nun hoffen die Forscher, dass das Apfel-Genom „unsere Fähigkeit, Unterschiede zwischen Apfelsorten auf genetischem Level zu definieren, stark verbessern wird“. Auf dass es auch weiter mehr Sorten als Golden Delicious gibt!

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2010)

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