Wissenschaft und Wirtschaft vereint

Romana Rauter untersuchte, wie man den Wissenstransfer von Universitäten zu Unternehmen steigern kann: Hemmschwelle der Unternehmer sollte gesenkt werden.

Über 95 Prozent der heimischen Betriebe sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit bis zu 250 Mitarbeitern. Trotzdem hinkt die betriebswirtschaftliche Forschung an KMU jener an Großunternehmen weit hinterher. Dieses Manko hat Romana Rauter motiviert: Sie hat KMU analysiert, um aufzuzeigen, wie solche Betriebe besser mit Forschungszentren zusammenarbeiten können. In ihrer Dissertation (Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Uni Graz; Betreuer Stefan Vorbach, TU Graz) fragte Rauter in Interviews mit Geschäftsführern, Inhabern und Forschungsleitern von KMU sowie per Fragebogen, wie man produzierenden Unternehmen Projekte mit Forschungseinrichtungen schmackhaft machen kann, damit die Wirtschaft von der Wissenschaft profitiert. Im Fachjargon wird dies „Wissenstransfer“ genannt. Ist ein Unternehmen z.B. Spezialist in seinem Fach und will eigene Produkte weiterentwickeln oder Innovationen kreieren, scheitert es oft an den Personal- oder Finanzressourcen, um selbst Forschungsprojekte in die Wege zu leiten. Mögliche Zusammenarbeiten reichen von Diplomarbeiten, die auf der Uni betreut und in dem Unternehmen umgesetzt werden, über Dissertationen bis hin zu gemeinsamen Forschungsprojekten.

„Es gibt auf europäischer und nationaler Ebene bereits einige Initiativen, den Wissenstransfer zu Unternehmen zu steigern“, sagt Rauter. Sie selbst war in einem Projekt in der Steiermark, ARGE Science Fit, tätig, das Führungspersonen von Unternehmen beratend zur Seite stand, um Uni-Institute zu finden, die ihnen hilfreich sein könnten. „Wichtig ist, dass man die Hemmschwelle für die Unternehmer senkt. Diese könne beispielsweise dann höher sein, wenn nur wenige Akademiker im Betrieb arbeiten.“ So finden z.B. manche Unternehmer beim Anklicken der Uni-Homepage einfach nicht den richtigen Ansprechpartner. „Ein Hemmnis ist auch, dass Forschungseinrichtungen und KMU von der Organisation her so verschieden sind, bzw. dass Unternehmen sehr kurzfristig Lösungen suchen, Universitäten aber langfristig forschen.“

Doch die Ergebnisse zeigen, dass man auf einem guten Weg ist: Früher wandten sich KMU nur dann an Unis, wenn sie akut etwas brauchten. „Heutzutage ist das ein zweiseitiger, dynamischer Prozess, in dem auch öfters die KMU den Forschungseinrichtungen Anstoß geben, in welche Richtung man forschen könnte.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2012)

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