FORSCHUNGSFRAGE

Ist Gähnen tatsächlich ansteckend?

Ulrich Ansorge, Psychologe.
Ulrich Ansorge, Psychologe. (c) Marion Wittfeld
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Schon die Vorstellung einer Handlung reicht aus, um sie einzuleiten. Das nutzen Spitzensportler für ihr Training.

Das Gegenüber reißt den Mund auf, kneift die Augen zu und streckt sich. Ein mitunter drolliger Anblick, und doch ist man geneigt, ebenfalls gleich herzhaft zu gähnen. Ist es also ansteckend, wenn jemand in unserer Umgebung gähnt? „Vieles spricht dafür, dass es tatsächlich so ist“, sagt Ulrich Ansorge von der Fakultät für Psychologie der Uni Wien. Denn es sei für den Menschen einfach, Handlungen auszulösen, die er sich einfach nur vorstellt. Das bedeutet, dass es ausreicht, eine Handlung zu beobachten, daran zu denken, davon zu hören – oder auch darüber zu lesen, um sie einzuleiten.

Diese Handlungssteuerung bezeichnen Psychologen als ideomotorisches Prinzip: Wer ein Handlungsziel vor Augen hat, begibt sich also praktisch schon auf den Weg, es auszuführen. Eine rund hundert Jahre alte These, die auf den amerikanischen Psychologen und Philosophen William James zurückgeht. Aber schon der deutsche Philosoph Hermann Lotze hatte im 19. Jahrhundert dieselbe Idee zur Kontrolle der Motorik formuliert, schildert Ansorge.

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