Seit wann fasten Menschen freiwillig?

Michaela Bruckberger/Die Presse
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Der Verzicht auf Nahrung war und ist in allen Hochkulturen Teil der Kulturtechnik und wichtiges Tool der soziologischen Strukturen.

Fasten ist ein Ritual, das tief verankerter Bestandteil aller Kulturen ist. Für den Homo sapiens war Fasten während seiner langen Evolutionsgeschichte Teil des Lebens, meist allerdings unfreiwillig, denn das Nahrungsangebot war nicht immer in gleichem Maß vorhanden. „Fasten, gemeint ist damit die Energiebereitstellung aus körpereigenen Kaloriendepots, ist ein physiologischer Prozess, dem wir unser Überleben über Generationen verdanken“, sagt Renate Zach, Oberärztin an der Klinischen Abteilung für Nephrologie im LKH Graz und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitsförderung, die sich auch mit der Thematik des Fastens beschäftigt.

In nahezu allen philosophischen oder religiösen Systemen der Hochkulturen ist der freiwillige Nahrungsverzicht wichtiger Bestandteil – einerseits als spirituelles Erlebnis, da Fasten ekstatische Zustände und Visionen hervorrufen kann, andererseits als Annäherung an das Selbst oder als Vorbereitung auf das Jenseits. Das Prinzip der Askese war auch immanentes Gestaltungsprinzip vieler Religionen: Buddhismus und Hinduismus praktizierten eine gemäßigte oder radikale Askese, viele Religionsstifter fasteten in der Einsamkeit. Im Islam wird heute noch einen ganzen Monat, im Ramadan, dem 9. Monat des islamischen Mondkalenders, tagsüber freiwillig auf Essen und Trinken verzichtet.

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