Was bleibt den Kindern?

Fachleute fordern, die Bauten der Nachkriegsmoderne systematisch zu erfassen, um Baudenkmäler dieser Zeit schützen zu können. Im Einzelfall zeigt sich, dass Expertise noch fehlt: zum Umbau des Speisesaals der Schulschwestern in Graz.

Wir befinden uns mitten im Jahr des Europäischen Kulturerbes, das die EU 2018 ausrief. Auch Österreichs Bundesdenkmalamt beteiligt sich daran und stellt seine Veranstaltungen unter das Motto „Der Zukunft eine Vergangenheit geben“. Das klingt auf den ersten Blick rätselhaft, weckt dadurch Interesse und lässt eine deckungsgleiche Interpretation mit dem Anliegen einer Aktionsgruppe zu, die sich vergangenen Herbst formiert hat. „Bauten in Not“ macht auf Baudenkmäler in Österreich aufmerksam, deren Zukunft ganz und gar noch nicht gesichert ist. Den sich vorwiegend zivilgesellschaftlich engagierenden Architekturwissenschaftlern und Architekten geht es um eine breite Bewusstseinsbildung für die Bedeutung der Baukultur des 20. Jahrhunderts – mit starkem Fokus auf die Nachkriegsmoderne.

Die Forderung, sich endlich systematisch und umfassend dieser Periode des Wiederaufbaus zu widmen, richtet sich an das Bundesdenkmalamt, das diese Notwendigkeit selbst schon 2008 angesprochen hat. Was davon ist es wert, in die jüngere österreichische Architekturgeschichte aufgenommen zu werden? Gefordert wird die Erarbeitung von Wissen und Beurteilungskriterien zur Thematik. Analysekompetenz ist die wichtigste Grundlage für den Diskurs zur respektvollen, adäquaten Erhaltung von wichtigen Baudenkmälern, der mit Eigentümern und Nutzern geführt werden muss. Zurzeit scheinen Kompetenz und eine klare Haltung noch nicht vorhanden. Das wird am Umgang mit Bauten in ganz Österreich, die akut gefährdet oder schon zerstört sind, sichtbar. In der Beschreibung des Aufgabenbereichs des BDA Steiermark findet sich ein bemerkenswertes Bekenntnis: „In Graz findet auch die jüngere Architektur in der Denkmalpflege Beachtung, die ,Grazer Schule‘ zählt dabei zu den bekanntesten Phänomenen der österreichischen Architektur des 20. Jahrhunderts.“

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