Leben im Plattenbau: Eine Fee gegen die Tristesse

Mit ihrem Roman „Café Hydra“ erweist sich Jana Beňová als interessante Vertreterin einer neuen, urbanen Generation der slowakischen Literatur. Im Zentrum: das öde Leben in der Plattenbau-Siedlung Petržalka.

So suspekt einem die Entstehungeines neuen Nationalstaats auch sein mag – die slowakische Literatur nehmen wir erst wahr, seit es die Slowakei als Staat gibt; davor führte sogar die slowakische Sprache nur ein Schattendasein. 2015 hatte Jana Beňová mit dem Roman „Abhauen“ ein fulminantes Debüt. Darin wird man in kurzen Szenen und Reminiszenzen durch Bratislava, Wien, Krems, Paris, London und einige weitere Städte gejagt. Am Ende hat man keine handliche Geschichte zum Nacherzählen, jedoch einige Fragen an sich selbst: Wovor man abhauen möchte oder sollte, wovor man abgehauen ist oder hätte abhauen müssen.

Der jetzt herausgekommene Roman „Café Hyena“ ist im Original bereits 2008, also vor „Abhauen!“ erschienen und entwirft ebenfalls keine runde Geschichte, sondern lebt von der raschen Abfolge einzelner Szenen und Dialoge. Sie alle kreisen um die riesige Plattenbausiedlung Petržalka, die im Kommunismus der Vorzeigestadtteil von Bratislava war. „Petržalka / Always on my mind“ lauten die Schlusszeilen jenes englischen Songs, der dem ersten Romankapitel wie ein Motto vorangestellt ist. Gleich zu Beginn treten Ian und Elza auf, und Elza weißnicht, warum Ian vor Jahren für einige Zeit erblindet ist: weil er Petržalka nicht mehr sehen oder weil er das gemeinsame Leben nicht mehr anschauen konnte.

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