Wolf Haas' „Junger Mann“: Wo ein Loch ist, fällt einer hinein

Hier wird eine stinknormale Adoleszenzgeschichte erzählt, in einem Tonfall freilich, den man von Wolf Haas kennt.
Hier wird eine stinknormale Adoleszenzgeschichte erzählt, in einem Tonfall freilich, den man von Wolf Haas kennt.
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Wolf Haas hat ein einfaches Buch geschrieben. Im Sommer 1973 begegnet ein junger Bub in einem Dorf der – noch unbekannten – Welt der Älteren. Das ist sehr romantisch und unterhaltsam wie noch nie.

Jetzt ist schon wieder nichts passiert. Wolf Haas hat keinen neuen Brenner-Krimi geschrieben. Dafür aber einen Roman, der grundlegend anders ist als alle Bücher, die der Autor bisher außer- halb seiner Brenner-Reihe vorgelegt hat. In diesen Romanen schien Haas ja geradezu von einer Sucht getrieben: Fast schon schmerzhaft originell und formal überraschend hatten alle Nicht-Brenners zu sein. In „Das Wetter vor 15 Jahren“ (2006) spannte sich ein einziges Interview über das Buch, in dem dann in einem Gespräch zwischen dem fiktiven Autor und der Vertreterin einer Literaturbeilage die eigentliche Geschichte erst entwickelt wurde. Von einem „Kritikerroman“ wurde damals gesprochen, aber auch sofort eingeräumt, dass dieses Buch trotz seines formalen Aufwandes einen unmittelbaren Zug zum Publikum hat.

Das kann nur Wolf Haas. Sehr kompliziert und zugleich sehr populär zu sein. Auch der Roman „Verteidigung der Missionarsstellung“ (2012) ist eigentlich eine Zumutung an die Leserschaft. Krause sprachwissenschaftliche Theorien, die manch ein Germanist vielleicht gerade noch aus einem seiner früheren Seminare kennt, bilden sich hier im Text unmittelbar ab. Manche Buchstaben sind riesig groß, andere Passagen unleserlich klein geschrieben. Treppenartig löst sich manchmal das Schriftbild auf. Einige Sätze (manche meinten, es seien die schönsten des Buches) erscheinen auf Chinesisch. Aber wer kann schon Chinesisch?

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