"Weiß" von Bret Easton Ellis: Liberal ist, wer denkt wie ich

War mal ein Star: Bret Easton Ellis.
War mal ein Star: Bret Easton Ellis.(c) imago/Leemage (imago stock&people)
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Andauernd fühlt sich irgendwer als Opfer irgendwelcher unzumutbaren Zumutungen. Bret Easton Ellis spricht von einer Manie, die unsere Kultur hegt und pflegt. „Weiß“ oder: Von der Intoleranz der politisch Korrekten.

Am Ende eines Creative-Writing-Kurses verfasst ein 21-Jähriger aus Los Angeles einen kleinen Roman, „Less Than Zero“, der wenig später, 1985, in einem renommierten Verlag erscheint, um noch im selben Jahr 50.000 Exemplare zu verkaufen. Der Roman beschreibt eine US-amerikanische Kultur aus Angehörigen der oberen Mittelschicht, die nach außen hin ebenso quirlig, „hedonistisch“ und wohlbetucht ist, wie sie darunter jeden tieferen Sinns entbehrt. Die Heranwachsenden leben zwischen Partys, Sex, Drogen und Gewaltvideos. Am Ende verlässt der Protagonist seine Heimatstadt, in die er zurückgekehrt ist. Das Motto: „Walk away!“

Damit ist der Schriftsteller Bret Easton Ellis geboren, Jahrgang 1964, phasenweise drogensüchtig, partysüchtig, sexsüchtig, Beobachter und Teil jener Kultur, deren Zustand er als „Unter null“ beschrieben hat. 1991 folgt der eigentliche Skandalroman, „American Psycho“, der 2000 mit Christian Bale als frauenmordendem Wall-Street-Yuppie verfilmt wird. Die darin beschriebene Generation junger Karriereleute lebt ohne herkömmliche Moral, aber unter ständigen Angstzuständen, die mit Xanax und Koks bekämpft werden, quatscht geradezu fanatisch über Moden, angesagte Lokale und körperliche Attraktivitätssteigerung, während unter der Oberfläche ein mörderischer Abgrund rumort. An einer Stelle des Romans bekennt der Protagonist Patrick Bateman: „Surface, surface, surface was all that anyone found meaning in . . .“

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