Treffer: Herzschmelze bei der Arbeit

Dienst ist Dienst, heißt es ja, und Schnaps ist Schnaps! Das gilt auch für andere Freizeitvergnügen.

Liebesaffären während der Arbeitszeit werden daher von den Dienstgebern gar nicht gerne gesehen. Doch auch hier gilt: Keine Regel ohne Ausnahme! So wird etwa in der Filmbranche ein Techtelmechtel von mitwirkenden Stars während der Dreharbeiten nicht nur akzeptiert, sondern meist begrüßt – wird doch dann in den diversen Medien bereits ausgiebig über einen Film berichtet, der noch gar nicht existiert. Auch hier gibt es eine Ausnahme: Wer sich als Verkörperung von Sitte und Anstand inszeniert, sollte sich nicht bei Seitensprüngen ertappen lassen.

Wie in unserem Fall der Herr Beedle jun. und die Baroness Ryston. Erraten: Unter diesen Namen sind sie nicht in die Filmgeschichte eingegangen. Er, 1918 in eine begüterte Familie geboren, hatte sichin den Kopf gesetzt, Schauspieler zu werden. Um Karriere zu machen, „erwies er als Junger älteren Schauspielerinnen einen Dienst“, wie er einmal im Rückblick feststellte. In den Filmen war er abonniertauf die Rolle des Mr. Nice Guy.

Im Jahr 1953 sollten die Dreharbeiten zu einem Film beginnen, bei denen er seine Filmpartnerin erstmals traf. 1929 in Belgien geboren, erlebte diese den Zweiten Weltkrieg in Holland, machte in England eine nicht vollendete Ballett-Ausbildung, modelte, spielte kleinere Rollen in Filmen. Dabei wurde sie 1951 von der Autorin Colette für die Verfilmung ihres Werkes „Gigi“ entdeckt. Plötzlich war sie ein Gesicht – und ein Name! Immerhin gewann sie für die erste Hauptrolle in einem Film gleich einen Oscar.

Der prämierte Film war eine Herz-Schmerz-Geschichte, eine Version von Aschenputtels wunderbarem Aufstieg. Das Thema spielte auch im neuen Film eine Rolle. Da mimte sie die Tochter des Fahrers einer Industriellenfamilie, deren zwei Söhne nicht viel gemeinsam haben: betriebsam im Betrieb der eine, der andere ein Lebemann, dargestellt von Herrn Beedle. Und just in den verknallte sich die Schöne auch im richtigen Leben. Blöd nur, dass er verheiratet war.

Der Regisseur, bekannt für seine spitze Zunge, mutmaßte über die zierliche Frau mit den Rehaugen: „Das Mädchen wird den Busen noch völlig aus der Mode bringen.“ Dem war allerdings nicht so. ■


Wer traf wen? In welchem Film? Der Regisseur?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2017)

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