In der Klimafalle

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Die Klimadebatte ist festgefahren, die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft in Zweifel gezogen. Warner und Skeptiker stehen einander unversöhnlich gegenüber. Was jetzt? Für ein neues Verständnis des Klimawandels: ein Klimaforscher und ein Ethnologe im Dialog.

Der Klimawandel hat eine erstaunliche Karriere hingelegt. Als er 1992 auf dem Weltgipfel zu Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro von den Vereinten Nationen auf die Agenda der Weltpolitik gesetzt wurde, war das Thema noch ziemlich neu. Im Sommer 2012, auf dem Nachfolgegipfel Rio +20, herrschte allseits Katzenjammer. Nach der beispiellosen Erfolgsgeschichte des Klimawandels als Gegenstand öffentlicher Aufmerksamkeit und Sorge sind die Klimapolitik und mit ihr die Klimadebatte in eine Sackgasse geraten. Trotz des Kyoto-Vertrags und anderer Abkommen, der allseits beschworenen Energiewende und laufend stattfindender Klimagipfel stellen sich keine nennenswerten Erfolge ein. Im Gegenteil: Die Kurve der weltweiten Emission von Treibhausgasen zeigt steil nach oben.

Zusammen mit der Klimapolitik sind die Klimawissenschaften in eine Glaubwürdigkeitskrise geraten. Die vielfach beschworene Begrenzung des Temperaturanstiegs auf zwei Grad ist wissenschaftlich umstritten und politisch praktisch unmöglich. Die Debatte wird zusätzlich durch den öffentlichen Streit zwischen Warnern und Skeptikern gelähmt. Während die Warner die menschengemachte Klimakatastrophe geradezu inflationär in grellen Farben als Schreckensszenario an dieWand malen, tendiertdie andere Seite dazu,den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel in Frage zu stellen. Die Klimawissenschaften, die den Klimawandel überhaupt erst thematisiert und indie Welt gebracht haben, haben sich zu oft mit der Politik gemein gemacht und sind nicht immer gut damit gefahren. Sie werden heute zerrieben vom Spiel der Interessen, vom Kampf um Glaubwürdigkeit und der Notwendigkeit, dennoch gesellschaftsrelevantes und handlungsleitendes Klimawissen zu produzieren.

Kurz: Die Klimadebatte ist festgefahren, die Glaubwürdigkeit der Klimawissenschaften ist in Zweifel gezogen, und die Handlungsfähigkeit der Politik in Sachen Klima ist gering. Wir sitzen in der Klimafalle.

Es sind nicht allein die unfähige Politik, die Übertreibungen von Medien und Klimaschützern oder die destruktive Kraft von Skeptikern, die für das vorläufige Scheitern der Klimapolitik verantwortlich sind. Vielmehr haben wir das Problem in seiner ganzen Dimension noch gar nicht vollständig verstanden. Wo genau gehört der Klimawandel eigentlich hin, wo ist sein Platz in der Welt, in der Gesellschaft, im Alltag?

Die Wege aus der Klimafalle führen über ein neues Verständnis des Klimawandels, das nicht apokalyptisch ist, sondern ihn als eine Herausforderung begreift, die Welt, die wir bewohnen, neu zu konzipieren. Diese Ausführungen sind Resultat eines fortlaufenden Dialogs zwischen einem Klimaforscher und einem Ethnologen über wesentliche Etappen der Klimadebatte, an denen sie selbst beteiligt waren oder die sie als interessierte Beobachter verfolgt haben. Das Ziel ist eine Darstellung des Klimawandels als ein Thema, das nicht als drohendes Menetekel über uns schwebt, sondern seinen angemessenen Platz in unseren Gesellschaften findet.

Uns führte der Verdacht zusammen, dass in der aufkeimenden Klimadebatte etwas nicht in Ordnung ist. Stand wirklich die Klima-Apokalypse vorder Tür, wie man in denMedien lesen konnte?Oder übertrieben diese in der Darstellung derResultate aus der Klimaforschung? Oder waren es die Wissenschaftlerselbst, die eine alarmistische Lesart nahelegten? Der Klimaforscherhatte die Vermutung, dass auch die Klimawissenschaft einen „kulturellen Rucksack“ mit sich herumschleppt, der die Interpretation der Daten beeinflusst. Der Ethnologe wiederum fühlte sich angesichts der medialen Auftritte mancher Klimaforscher und der Rolle, die ihnen bereitwillig eingeräumt wurde, an Wettermacher und Schamanen in fremden Kulturen erinnert. Wir kamen miteinander ins Geschäft: Der Ethnologe zeigte Interesse, den „Stamm der Klimaforscher“ so zu erforschen, als ob es sich hier um eine Ethnie im fernen Amazonas oder in Afrika handeln würde. Der Klimaforscher wiederum stellte sich und sein Institut bereitwillig zur Verfügung. Daraus entwickelte sich eine Zusammenarbeit über viele Jahre hinweg, deren gemeinsames Ziel es war, den Klimawandel als ein gleichzeitig natürliches und kulturelles, politisches und ökonomisches, gesellschaftliches und wissenschaftlichesProblem zu verstehen.

Kurzum, wir waren uns von Anfang an darin einig, dass Neuland betreten werden muss. Vor zehn Jahren hieß das unter anderem noch, die Kultur- und Sozialwissenschaften in den Klimawissenschaften, wo sie bis dahin allenfalls ein Schattendasein geführt hatten, überhaupt erst einmal salonfähig zu machen. Gleichzeitig ging es auch darum, das Klima als ein Thema für die Sozialwissenschaften zu entdecken und in eine Debatte einzugreifen, zu der sie damals noch erstaunlich wenig zu sagen hatten. Aus diesen Aufgaben heraus entwickelte sich zwischen uns ein fortlaufender Dialog über die Rolle und die Bedeutung des Klimawandels in der gegenwärtigen Welt.

Wir erliegen nicht der Illusion, dass wir neutrale Beobachter sind – unsere Zusammenarbeit beruhte immer auch auf der gemeinsamen Agenda, ein neues Verständnis der Klimawissenschaften und ihres Gegenstandes hervorzubringen. Auf einer Konferenz der deutschen Klimaforschung im Jahre 2001 in Hamburg hielt der Ethnologe einen Vortrag über den „Klimawissenschaftler als Prophet“, während der Klimaforscher mit anderen Kollegen den Brückner-Preis ins Leben rief, in Erinnerung an den großen Klimaforscher Eduard Brückner, der sich bereits Anfang des 20. Jahrhunderts mit Szenarien über die Auswirkungen eines möglichen Klimawandels auf die Gesellschaft beschäftigt hatte.

Diese Klimakonferenz zu Beginn des neuen Jahrtausends zeigte bereits Anzeichen davon, dass eine rein statistische Berechnung des Klimawandels das Phänomen zwar identifizieren, seiner Komplexität aber nicht gerecht werden konnte. Noch im vollen Aufstieg der öffentlichen Aufmerksamkeit begriffen, zeigten sich bereits erste Risse in der nach außen hin noch glatten Fassade der Klimawissenschaften. „Der Klimawissenschaftler als Prophet“ war ein Titel, der bereits damals, noch vor der „unbequemen Wahrheit“, die Al Gore einige Jahre später verkündete, in der Luft lag. Der menschengemachte Klimawandel kam als eine Katastrophe an die Öffentlichkeit – legendär der „Spiegel“-Titel von 1986, der den Kölner Dom unter Wasser zeigte. Später kamen weitere Aussagen von Klimawissenschaftlern hinzu, die von den Medien nach allfälliger Zuspitzung und Übertreibung bereitwillig aufgenommen wurden: Wir würden in unseren Breitengraden nie wieder weiße Weihnachten haben, am Horizont zeichneten sich bereits Klimakriege und Migrationsströme ab. So mancher Klimawissenschaftler wurde von seiner eigenen Rhetorik fortgetragen und verlor sich in den apokalyptischen Szenarien aus dem Repertoire der damaligen Umweltbewegung.

Wiewohl manche dieser Szenarien durchaus einen wissenschaftlichen Kern hatten, war die Erzählung doch völlig überlagert von Dramatisierung und voreiligen Wahrheitsansprüchen. Unsere Kritik an Wissenschaft und Wissenschaftlern wurde im Jahr 2001 keinesfalls gerne gehört. Vielmehr wurde im Zweifelsfall den Medien die Schuld und den Sozialwissenschaftlern die Aufgabe zugewiesen, die von der Klimaforschung erbrachten objektiven Ergebnisse pädagogisch und didaktisch für das „Volk“ aufzubereiten. Es herrschte eine erstaunlich geringe Selbstreflexion gegenüber dem eigenen medialen Sendungsbewusstsein – mancher Klimaforscher war regelmäßiger Interviewpartner und Talkshowgast –, dafür aber ein umso größeres Selbstbewusstsein, dass man die Wahrheit über den Klimawandel kenne und daher Politik und Gesellschaft eigentlich nur den Einsichten der Wissenschaft folgen müssten.

Ohne sich dessen immer bewusst zu sein, hatten Klimaforscher die Rolle von Propheten eingenommen: Sie sagten den baldigen Untergang voraus, wenn die Gesellschaft sich nicht bald grundlegend ändern, Emissionen reduzieren und nachhaltiger mit der Umwelt umgehen würde. Das Problem war nicht allein die Botschaft, sondern dass sie mit dieser Mittlerrolle zwischen Natur und Gesellschaft oft komplett überfordert waren. Die Wissenschaft lieferte das Rohmaterial für eine große Klimaerzählung, die unsere Wahrnehmung und mediale Darstellung des Klimawandels heute immer noch weitgehend bestimmt. Sie löste die Schreckensszenarien des Kalten Krieges und die Angst vor dem Atom ab und überführte sie in das 21. Jahrhundert. Eine Erzählung, die von den Klimaforschern in die Welt gesetzt wurde und die ihnen immer wieder außer Kontrolle gerät.

Die Beschäftigung mit den Folgen des Klimas für die Gesellschaft ist der Klimaforschung keinesfalls fremd. Bereits zu Ende des vorletzten Jahrhunderts interessierte sich der Klimaforscher Eduard Brückner für die gesellschaftlichen Folgen von Klimaschwankungen und entwickelte Szenarien, mit denen er auch manchmal spektakulär danebenlag. Zum Beispiel machte die Entwicklung der Eisenbahn manche seiner Voraussagen über wirtschaftliche und politische Wirkungen von Klimaschwankungen obsolet. Gleichzeitig sind solche nicht vorhersehbaren Parameter eine Warnung, dass auch heutige Szenarien, wie zum Beispiel die des Weltklimarates IPCC, in vielleicht nicht allzu ferner Zeit schon belächelt werden könnten. Brückners Verdienst bestand jedenfalls darin, Klima als gesellschaftliches Problem wahrzunehmen und als Wissenschaftler zu thematisieren.

Der Brückner-Preis wurde zum ersten Mal auf jener oben erwähnten Hamburger Klimakonferenz verliehen. Der Preisträger war Christian Pfister, ein Schweizer Umwelthistoriker, der in den jahrhundertealten Archiven Schweizer Gemeinden Listen von Getreidepreisen mit Wetterdaten verglich, die er wiederum aus verschiedensten Quellen zusammenstellte. Pfister zeigte auf, dass das Klima und die Klimaveränderung eine lange menschliche Geschichte haben und die Menschen wiederum eine lange Geschichte der Anpassung an wechselnde Klimas. Bei der nächsten Tagung erhielt dann der Wissenschafts- und Politikforscher Roger Pielke jr. aus Boulder, Colorado, diesen Preis. Was Pfister für die Geschichte des Klimas getan hatte, zeigte Pielke an zeitgenössischen Beispielen, indem er einzelne von schweren Stürmen verursachte Schadensfälle analysierte. Dabei konnte er zeigen, dass die zwischenzeitlich stark ansteigende Kurve der Schadensstatistiken nicht unbedingt auf eine durch den Klimawandel angestiegene Sturmtätigkeit zurückzuführen war, sondern auf gesellschaftliche Ursachen wie dichtere Besiedlung in gefährdeten Gebieten, etwa Küsten und Flussniederungen. Der Brückner-Preis war somit ein Anzeichen, dass bereits damals die Klimadebatte differenzierter geführt wurde und sich die große Klimaerzählung bei näherer Betrachtung immer weiter auffächerte.

Wie das Beispiel der Brückner-Preisträger zeigt, geht es weniger darum, immer wieder Klima und Gesellschaft auseinanderzudividieren, sondern darum, das Übergreifende, den fortlaufenden Dialog zwischen beiden zu entziffern und weiterzuführen. Unseren Dialog führen wir seit 2009 auch in der Öffentlichkeit. Mehr als ein Jahrzehnt nach der Klimakonferenz in Hamburg besteht unsere Zusammenarbeit unter anderem darin, dass wir gemeinsam mit zwei Soziologen und einem weiteren Klimawissenschaftler einen Blog namens „Die Klimazwiebel“ betreiben.

Viele unserer Ideen haben wir dort entwickelt und mit einer oftmals anonymen Öffentlichkeit aus interessierten Laien und anderen Wissenschaftlern weitergesponnen. Klimablogs spielen eine wichtige Rolle in der Klimadebatte, vor allem seit die Klimawissenschaften selbst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts unter Beschuss geraten sind. Die meisten von ihnen beziehen explizit Position in der inzwischen massiv polarisierten Klimadebatte und vertreten entweder die Seite der Skeptiker oder die der Warner. Die „Klimazwiebel“ versucht, die verfeindeten Lager ins Gespräch sowie die Sozial- und Kulturwissenschaften ins Spiel zu bringen. Ihr Anliegen ist es, die verhärteten Fronten der Klimadebatte und das enge Korsett der rein naturwissenschaftlichen Klimaerzählung aufzubrechen.

Ein Eintrag von Werner Krauß vom Juni 2012 auf der „Klimazwiebel“ ist mit „Am Lagerfeuer der Klimazwiebel“ betitelt. Der Anlass war ein Artikel auf „Spiegel Online“, in dem eine Nachricht aus der amerikanischen Klimaforschung aufgegriffen wurde: dass an Messstationen in der Arktis die symbolische Grenzmarke von 400 ppm in der Kohlendioxidkonzentration überschritten worden sei. Eine steil nach oben ansteigende Kurve illustriert den Artikel. Der Ethnologe nimmt die Meldung zum Anlass, über die große Klimaerzählung nachzudenken: „Wir sind, so der Soziologe Bruno Latour, nie modern gewesen. Noch immer sitzen wir ums Lagerfeuer und erzählen uns mythische Geschichten und versuchen die Angst zu bannen, dass uns der Himmel auf den Kopf fällt. Diese Angst trägt heute den Namen Klimawandel. Stellen wir uns für einen Moment vor, wir wären ein Ethnologe wie Claude Lévi-Strauss und beugten den Kopf über eine dieser mythischen Erzählungen, die ihm von der Welt der Wilden zugetragen worden sind. Wer sind diese Wilden, die in den Spiegel schauen und das Klima zurückblicken sehen?“

Im Anschluss entspinnt sich im Kommentarteil eine lange Diskussion über die Bedeutung dieser neuen symbolträchtigen Kurve. Es meldet sich ein Skeptiker zu Wort, der die Gelegenheit nutzt, sein Mantra zu deklamieren, dass kein Zusammenhang zwischen Anstieg von Kohlendioxid und der Temperatur nachweisbar sei. Andere Kommentatoren kritisieren, dass hier wieder einmal irgendein Forschungsergebnis durch die Medien zu einer Katastrophe umgedeutet und „aufgesext“ würde. In die übliche Medienschelte mischen sich aber auch nachdenkliche Stimmen und Überlegungen, inwieweit die Forscher selbst den Symbolwert gleich mitliefern, der die Kurve erst ins Rampenlicht bringt.

Ein anderer Kommentator verweist auf den Konstruktionscharakter wissenschaftlicher Erkenntnis, was wütende Naturwissenschaftler auf den Plan ruft. Der Klimawandel sei ein wissenschaftlicher Fakt, eine objektive Realität, die vor den Relativierungen der Kulturwissenschaftler geschützt werden müsse. Worüber die Skeptiker nur lachen können, da ihrer Meinung nach die Wissenschaft genau das Gegenteil beweise. Es kommt zu gegenseitigen Angriffen und fast schon rituellen Beleidigungen, die den Ethnologen wiederum an das Stammesverhalten in der Klimadebatte erinnern.

So mäandert die Debatte, ausgehend von einem Messwert in der Arktis, wie ein langer Fluss vor sich hin und setzt das Globale und das Lokale, das Private und das Öffentliche, den Süden und den Norden und letztlich Gott und die Welt zueinander in Beziehung. Am virtuellen Lagerfeuer der „Klimazwiebel“ finden sich Natur- und Geisteswissenschaftler, Skeptiker und Warner, Experten und interessierte Öffentlichkeit ein. Gemeinsam diskutieren sie anhand einer Messung in der Arktis die Welt und was sie zusammenhält, und schreiben so, ungeachtet der unterschiedlichen Meinungen, die Klimaerzählung fort.

Das zukünftige Klima können wir nur im Groben vorhersagen; die Stärke des über viele Jahrzehnte hinziehenden Trends hängt von zukünftigen Emissionen ab, und die Entwicklung in den kommenden zehn oder 20 Jahren von den unregelmäßigen natürlichen Schwankungen des Klimasystems. Noch viel weniger können wir die Änderungen der anderen Faktoren – Denkstile, Technologien, gesellschaftliche Präferenzen und Konflikte – vorhersehen. Wer hätte 1970 gedacht, dass sich viele von uns im Jahr 2012 ein Leben ohne Internet kaum noch vorstellen können; dass nicht mehr der Konflikt zwischen West und Ost die Nachrichten beherrscht, sondern die Frage nach der Religion oder dem rasanten Wachstum in den Schwellenländern?

Genauso, wie wir heute auf die jüngere Vergangenheit, so werden die Menschen 2050 auf das Jahr 2013 zurückblicken und feststellen, dass „die damals“ schon irgendwie anders, zumindest ungewohnt dachten. Manche meinen, dass das Klimathema in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund treten wird und die derzeitigen Bemühungen um eine rechtsverbindliche globale Regelung durch viele pragmatische Einzelaktivitäten ersetzt werden: eine Zukunft, die geprägt sein wird von dem allgemeinen, aber nicht formal fixierten Bemühen, den Klimawandel kleiner zu halten und die nicht vermeidbaren Folgen beherrschbar zu machen. Ein anderes Szenario wäre, dass aus ganz anderen Gründen verfolgte technologische Neuerungen eine Reduzierung der Emissionen bewirken, sozusagen nebenbei ein Durchbruch in eine kohlenstoffarme Zukunft gelingt und das Problem langsam verschwindet.

Dagegen stehen negative Szenarien. Natürlich kann die Schuldenkrise, eine politische Radikalisierung, ein Auseinanderdriften der Interessen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zu einem Zusammenbruch der globalen Warenströme, zu reduzierter internationaler Kooperation, vermehrter Nutzung heimischer Kohle und beschleunigtem Klimawandel führen – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wie uns der politische Alltag der vergangenen Jahrzehnte gezeigt hat.

Ein bleibendes Element der heutigen Allgegenwart des Themas „Klimawandel“ in der Öffentlichkeit, in den Medien, in den Familien, in den gesellschaftlichen Gruppierungen wie Gewerkschaften, Parteien und Vereinen wird die Einsicht sein, die vielleicht gar nicht so neu ist: Man kann sich auf das Klima nicht verlassen. Die an sich so zuverlässige Randbedingung unseres Seins ist nicht so unveränderlich, wie wir sie häufig wahrnehmen. Das Klima ist in der Welt angekommen, und wir werden damit umgehen, so oder so, oder vielleicht auch ganz anders. Wir haben sogar schon damit angefangen. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2013)

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