Kann denn Bauen Sünde sein?

Chance auf eine aufrichtige Planungskultur? Hotel Intercontinental (Archivbild)
Chance auf eine aufrichtige Planungskultur? Hotel Intercontinental (Archivbild)Clemens Fabry / Die Presse
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Rathaus, Investor und beteiligte Architekten sehen das geplante Hochhaus im Unesco-geschützten Zentrum als Segen für Wien. Anderen gilt das Projekt als Höhepunkt dreister Immobilienspekulation, städtebaulicher Scharlatanerie und politischer Ungeniertheit.

Der größte Feind des Weltkulturerbes in europäischen Städten sei die Geldgier, warnte Wiens Vizebürgermeisterin und Planungsstadträtin Maria Vassilakou – freilich noch bevor sie am Hochhausprojekt des Risikokapitalfonds-Managers Michael Tojner Gefallen fand. Dieser Satz ließe sich auf die gesamte Stadtentwicklung Wiens übertragen, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten unübersehbar und nicht zu ihrem Besten durch sogenannten Investorenstädtebau mitgeprägt wurde. Und zwar nicht gegen den Willen des Rathauses, sondern mit seiner tatkräftigen Unterstützung.

Insofern wäre das Vorhaben Michael Tojners, das renovierungsbedürftige Hotel Intercontinental in einen multifunktionalen Komplex samt Spielcasino zu verwandeln sowie am angrenzenden Gelände des Wiener Eislaufvereins einen luxuriösen Apartmentturm zu errichten, kein großer Aufreger gewesen. Doch liegt der Standort zwischen Stadtpark und Konzerthaus in der Zone des Weltkulturerbes „Historisches Zentrum von Wien“, was einen Störfaktor von außen ins Spiel brachte: nämlich die Unesco, die auf einer ortsüblichen Gebäudehöhe beharrte. Dies führt seit nunmehr fünf Jahren, weit überdas Rathaus hinaus, zu einem bisher nicht dagewesenen politischen, urbanistischen und medialen Spiegelfechten all jener, die an dem Projekt Interesse haben – und offenbart in seltener Klarheit die moralische Verfasstheit der beteiligten Akteure.

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