Reinhard Seiß über TownTown: Nix Urbi, nur Orbi

Wie man den Wert eines Remisendachs von null auf Tausende Euro pro Quadratmeter steigert. TownTown, Wien-Erdberg.
Wie man den Wert eines Remisendachs von null auf Tausende Euro pro Quadratmeter steigert. TownTown, Wien-Erdberg. (c) Wolfgang Freitag
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Bürotürme zu bauen, die halb leer stehen, und ganze Büroviertel zu entwickeln, die keiner braucht, hat durchaus Sinn – wenn Immobilienfonds mit Pensionsgeldern und Politiker mit Steuergeldern dafür geradestehen. Der jüngst eröffnete Orbi Tower krönt Wiens überflüssigstes Büroquartier – TownTown.

Wie groß der Bürobestand der Bundeshauptstadt ist, weißniemand so genau, und auch nicht, wie viel davon leer steht. Die Dunkelziffer unvermieteter Büroflächen bewegt sich rund um eine Million Quadratmeter. Sicher istnur, dass auch heuer wieder Zigtausende ungenutzte Quadratmeter hinzukommen – an die 10.000 allein im kürzlich fertiggestellten Orbi Tower, dem Höhe- und Schlusspunkt des vielleicht überflüssigsten Büroviertels der Stadt: TownTown.

Anstatt dem seit den Neunzigerjahren grassierenden Bürobauboom stadtplanerische Zügel anzulegen und als Grundlage dafür Daten über den Büromarkt zu erheben, verfiel die Stadt Wien um das Jahr 2000 auf die Idee, auch selbst daran mitverdienen zu wollen. Wie geschaffen für ein Pilotprojekt schien das Areal eines ebenerdigen U-Bahn-Teilstücks samt einer U-Bahn-Remise in Erdberg, im Südosten Wiens, dem zu dieser Zeit hoffnungsvollsten Stadterweiterungsgebiet. Der auserkorene Standort, unmittelbar am Kreuzungspunkt der beiden Stadtautobahnen A4 und A23, war bereits weitgehend im Eigentum der Wiener Linien respektive der Wiener Stadtwerke. Durch eine Überplattung der U3 sollte ein vier Hektar großer Bauplatz inbester Verkehrslage – und darauf ein „neuer, selbstständig funktionierender Stadtteil“ entstehen. Zur Realisierung gingen die kommunalen Versorgungsbetriebe mit den Bauunternehmern Hanno und Erwin Soravia eine „Public Private Partnership“ ein, an der beide Seiten in etwa zur Hälfte beteiligt waren.

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