Sammeln fürs Depot?

Im räumlichen Kampf Weltmuseum gegen Haus der Geschichte scheint alles gelaufen. Vom großartigen völkerkundlichen Weltkulturerbe Wiens kann derzeit in der Neuen Hofburg nur ein Bruchteil gezeigt werden. Einwürfe eines Ethnologen.

Es war „der klassische Blick, sozusagen, auf die, freundlich gesagt, indigenen Völker aus europäisch-weltlicher Sicht. Und das geht natürlich gar nicht mehr heutzutage!“So drückte sich Bundespräsident Van der Bellen aus, als er aus Anlass der Eröffnung des Weltmuseums Ende Oktober interviewt wurde. Er bezog sich dabei auf seine eher vagen Erinnerungen an das frühere Museum für Völkerkunde (MVK), und er äußerte sich damit zustimmend zu den Konzepten der Neuaufstellung des Museums im Sinn von „Alles wird ganz anders“ (Titel des Museumsprospekts von 2015).

Jener „klassische Blick“ findet sich somit im neuen Weltmuseum kaum mehr. Es gibt keine szenischen Einrichtungen/Tableaus oder „Shows“ mit oder ohne Dioramen, die früher populär waren, um den Beschauern etwas kulturelles Einleben zu ermöglichen. Nur im Saal, genannt „Ein Dorf in den Bergen“, findet man Derartiges ansatzweise, wobei auch ein Film mithilft. Der viel gepriesene und gesuchte „exotische Zauber“ fremder Kulturen findet sich damit fast ausschließlich im materiellen Bereich innerhalb der Vitrinen, sofern nicht Filme auch für lebendige Darbietungen sorgen, wie sie in Wirklichkeit André Heller geboten hat. Seine Tanzshow vor der Eröffnung des Weltmuseums entsprach dem „klassischen Blick“, und sie kann heutzutage als kolonialistisch anmaßend oder gar beleidigend und das Fremde vereinnahmend gesehen und abgelehnt werden.

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