Der Weg zurück

Keine Klasse wurde in der Geschichte so deformiert wie das Bürgertum. Biedermeierkoje, Hofmobiliendepot, Wien.
Keine Klasse wurde in der Geschichte so deformiert wie das Bürgertum. Biedermeierkoje, Hofmobiliendepot, Wien.(c) Wolfgang Freitag
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Über die politische und gesellschaftliche Rückentwicklung, die zurzeit in Österreich stattfindet – und auf Widerstand stoßen wird. Ein optimistischer Abgesang.

Der Gang der Geschichte wird im Großteil der Welt noch nicht von Vernunft und Aufklärung geleitet, sondern von purer Herrschsucht. Die Herrschenden setzen alles daran, ihre Macht nicht zu verlieren. Die Politik des Machterhalts ist eine Geißel der Menschheit. Sie beraubt die Gesellschaft jener Mittel, welche die Menschen erarbeitet haben, um das Leben besser zu gestalten, und so endet es in Lethargie. Man gewinnt den Eindruck, die Geschichte dränge in kurzen revolutionären Eruptionen vorwärts, dann wieder bewege sie sich nicht.

Der Stillstand, der eintritt, verströmt einen Modergeruch, der die ganze Gesellschaft verpestet. Kraft seiner Penetranz verfestigt er sich zu einer Ideologie, die so lange auf der Lüge beharrt, der augenblickliche Zustand sei zufriedenstellend, eine Alternative nicht denkbar, bis jeder sie glaubt. Dennoch soll man über Epochen des Stillstands nicht den Stab brechen. Sie prosperieren, auch die Untertanen haben sie in guter Erinnerung, denn sie werden zwar ausgebeutet, aber nicht ausgequetscht, und wenn die Knechte sich nicht gegen den Herrn auflehnen, werden sie von ihm sogar belohnt. Epochen des Stillstands sind friedliche Zeiten, der zufriedene Knecht schuftet vor sich hin, der schuftige Herr fühlt sich wohl, weil er nicht zur Peitsche greifen muss. Man ist geneigt, ein Loblied auf den Stillstand zu singen, wenn man in Österreich erlebt, wie Geschichte zurückgedreht wird. Um die Zeit anzuhalten, muss Gewalt angewandt werden, um sie zurückzudrehen, bedarf es der Brachialgewalt.

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