Damals schrieb

Das Tagebuch von Goethe

Wien, 19. Juni 1868.

Alle Welt kann jetzt um wenige Groschen ein Heftchen kaufen, das den Titel trägt: „Das Tagebuch, bisher noch nicht gedrucktes Gedicht von Goethe.“ Ein erotisches Gedicht von Goethe! wird der bekannte „Jedermann“ rufen. Und zwiefach wird die Masse der Leser sein: hier die Neugierigen, die höchlich zufrieden sind ob der überraschenden Thatsache, dort die schwer Beweglichen, die darüber verwundert sind und betrübt zugleich. Jenen ist es willkommen, daß ein Geweihter einmal schnöden Gelüsten, wie sie glauben, huldigt, daß auch die edle Muse angeblich um wohlfeile Kränze buhlt; diesen ist es peinlich, daß ihrer gedankenlosen Verehrung Goethe's ein Strich durch die Rechnung gemacht worden, daß ein Zwischenfall sie aus ihrer dumpfen Anbetung aufgescheucht hat. Den Ersteren ist niemals beizukommen, denn sie haben mit den Unsterblichen das Vorrecht der Unnahbarkeit gemein. Den Letzteren aber sei die Erwägung empfohlen, ob es mit der Bewunderung eines großen Künstlers vereinbar, ohneweiters abzuurtheilen, wenn ihnen etwas unangenehm, widerspruchsvoll an einem solchen auffällt. Man sollte meinen, es wäre dann angemessener, vorerst nachzudenken, zu prüfen und zu schweigen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Hauptbahnhof. Durch das Glasdach blickt der weltberühmte Kölner Dom.
Reise

Köln: Diese Stadt nennt sich Gefühl

Bald tobt der Karneval am Rhein, und in Köln speziell. Was aber kann die Stadt noch?
Hamburgs kleinstes Hotel ist ein umfunktionierter Hafenkran – gut platziert mit Sicht auf die nahe Elbphilharmonie.
HafenCity

Übernachten im Hafenkran Hamburg: Metamorphose statt Schrottplatz

Nur ein einziges Zimmer für zwei Personen hat Einzug gehalten in einen ehemaligen Hafenkran. Schon jetzt erfreut sich das ungewöhnliche Hotel großer Nachfrage.
Die „gute Stube“ der Stadt – der Alte Markt.
Reise

Bielefeld: Die Metropole im Nirgendwo

„Bielefeld gibt's doch gar nicht“, dieser Gag sorgt längst nur noch für müdes Gähnen. Die Stadt schaut nach vorn, wächst und wird gern besucht. Zu sehen gibt es eine mächtige Burg, Industriedenkmäler und einen großen Wald.
Die Maximilianstraße, die viele neuralgische Bauten verbindet.
Reise

Augsburg: Pracht, Prunk, Prominenz

Einst eine Weltstadt, in der große Politik gemacht wurde. Heute trumpft die zweitälteste urkundlich erwähnte Stadt Deutschlands mit großer Geschichte auf. Manche Tat wirkt bis heute.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.