Ivan Cankar: Heimische Literatur war immer mehrsprachig

Überzeugt, dass die Zukunft in der Bildung des Proletariats liegt. Cankar-Gedenktafel, Lindauergasse 26, Wien-Ottakring.
Überzeugt, dass die Zukunft in der Bildung des Proletariats liegt. Cankar-Gedenktafel, Lindauergasse 26, Wien-Ottakring.(C) Wolfgang Freitag
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Es gilt in Erinnerung zu rufen, dass die heimische Literatur immer mehrsprachig war. Ivan Cankar (1876 bis 1918): zum 100. Todestag eines österreichischen Autors, der in slowenischer Sprache schrieb – und die produktivsten Jahre seines Lebens in Wien verbrachte.

Am 11. Dezember jährt sich zum 100. Mal der Todestag des slowenischen Schriftstellers Ivan Cankar, eines bedeutenden Autors der europäischen Moderne, dessen Leben und Werk auf besondere Weise mit Wien verbunden sind. Der in Armut aufgewachsene Cankar kam nicht, wie andere, in die Hauptstadt, um sich hier mit einem Studium für irgendeine Stelle daheim zu qualifizieren. Das heißt: anfangs schon; denn Cankar, ein begabter Zeichner, inskribierte im Herbst 1896 an der k. k. Technischen Hochschule. Er ließ das Studium aber nach kurzer Zeit bleiben, ging lieber in Museen und ins Theater, verbrachte viel Zeit in den Bibliotheken, brachte sich Französisch bei, schrieb, um sich über Wasser zu halten, und sog von der großstädtischen Atmosphäre auf, so viel er konnte. Ohne Geld, aber voll literarischer Pläne und in der Hoffnung, bald wieder in Wien zu sein, kehrte er 1897 nach Krain zurück. Als seine Mutter im Herbst desselben Jahres starb, richtete ihr Ivan mit dem Vorschuss für seinen Gedichtband „Erotika“ ein anständiges Begräbnis aus.

Ein gutes Jahr später reiste Cankar erneut nach Wien, diesmal sollte er fast elf Jahre bleiben. Es war für Cankar die produktivste Zeit seines Lebens und eine folgenreiche Periode für die slowenische Literatur, auch wenn sie für den Autor fast kläglich enden sollte. Zunächst erfolgte der rasche Aufstieg zur öffentlichen Figur, sein Schreiben war ein Akt der Selbstermächtigung gegenüber einer nicht sehr kunstaffinen slowenischen Öffentlichkeit, Wien das Sprungbrett zur „Weltkultur“. Schon sein erstes Buch, „Erotika“ (1899), verursachte einen Skandal: Bischof Jeglič von Ljubljana kaufte bald nach Erscheinen dem Verleger Bamberg die noch verfügbaren Exemplar der Erstauflage ab und ließ sie im bischöflichen Palais verbrennen. Cankar nahm die Sache relativ gelassen und stellte eine Neuauflage in Aussicht.

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