Flüchtlingsodyssee bis Palästina: Nur raus, irgendwie

Ein Stück Erinnerung an eine Kindheit in Wien: Amulett aus Familienbesitz.
Ein Stück Erinnerung an eine Kindheit in Wien: Amulett aus Familienbesitz.Konrad Rufus Müller
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4. September 1940. „Mein Vater ist noch ein Stück mit uns gegangen. Dann war da ein Korridor von SS-Leuten. Da hab ich ihn zum letzten Mal gesehen.“ Berthold Klein, Jahrgang 1928, über seinen Abschied aus Wien, eine Flüchtlingsodyssee, die ihn bis nach Mauritius verschlug – und wie er letztlich doch Palästina erreichte.

Berthold Klein war fast zehn Jahre alt, als Hitler im März 1938 in Wien einmarschiert ist. „Was in Deutschland fünf Jahre gedauert hat, war in Österreich in fünf Tagen erledigt“, meint Klein lakonisch. „Meine Mutter hat man aus der Wohnung geholt und gleich gezwungen, die Straßen zu reiben. Als sie dann nach Hause gekommen ist, war sie so deprimiert, dass sie das Gas aufdrehen wollte. Aber ich war damals noch ein Kind und habe angefangen zu weinen, deshalb hat sie es nicht gemacht.“

Klein schildert im Wohnzimmer seines Hauses im israelischen Ramat HaSharon in gepflegtem Wienerisch, wie er mit seinen Eltern bis zum „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich als „typische Mittelstandsfamilie in Wien“ gelebt hat: Sein Vater hatte das Kleiderkonfektionsgeschäft „Zum goldenen Hirsch“ in der Lerchenfelder Straße 143. Kurz nach dem „Anschluss“ tauchte dann jener Elektriker auf, der jahrelang im Geschäft für die Beleuchtung gesorgt hatte. Diesmal hatte er eine SS-Uniform an. „Er hat dann zu meinem Vater gesagt: ,Sie geben mir das Geschäft, und ich schau, dass sie nicht ins KZ kommen.‘ Sehr viele von solchen Chancen hat man damals nicht gehabt, und der Vater war einverstanden. Später hat er sich dann nicht mehr gekümmert, er hat nur das Geschäft haben wollen.“

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