Kaum um die Ecke denken

Gezeichnet von Bernd Zeller.
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Die Dummheit überfällt und plagt mich, und wenn ich mich mit ihr auch nicht einig fühle, so habe ich sie doch selten unter Kontrolle. Ist Erkenntnis unserer Dummheit zumutbar?

Wie Robert Musil in seinem berühmten Essay „Über die Dummheit“ kann auch ich sagen, dass ich mit der Dummheit in kollegialem Verhältnis stehe; denn sie ist mir so bequem wie sie verbindlich ist, nämlich eine, vielleicht sogar unvermeidliche, Komponente menschlicher Gesellschaft. Allerdings bin ich (wie ja wohl viele) meiner Dummheit auch feindlich gesinnt. Denn sie überfällt und plagt mich, und wenn ich mich mit ihr auch nicht einig fühle, so habe ich sie doch selten unter Kontrolle. Könnte ich das Beste aus ihr machen, so müsste ich sie für notwendig halten, für eine Art Nährboden geradezu für ihr Gegenteil. Überzeugt von dieser nachsichtigen und optimistischen Möglichkeit bin ich allerdings nicht.

Dass das Nachdenken über die Dummheit ein Hinweis auf Intelligenz ist, wäre ein Fehlschluss und nur die nächste Dummheit; vielleicht aber vergrößert der Versuch, sie zu verstehen, immerhin die Wahrscheinlichkeit von Intelligenz. Wenn es sich so verhält, dann wäre auch gerechtfertigt, nicht nur die eigene Dummheit, sondern auch ihre massenhafte soziale Erscheinung und ihre politischen Folgen zu bedenken. Denn dass die Dummheit die Bildung von Massen und diese wiederum die Dummheit befördern, scheint mir offenkundig.

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