Rapids Sportdirektor und der kleine Argentinier

Helmut Schulte stößt vom Kultklub St. Pauli nach Hütteldorf. Der 55-jährige Deutsche bewies bei der Präsentation zumindest Humor.

Rapid hat sich bei der Suche nach einem neuen Sportdirektor Zeit gelassen. Viel Zeit gelassen, auch wenn manche Medien die offenbar gewissenhafte Entscheidung als Zögern interpretiert haben. Sogar von Eiertanz war die Rede, dabei wurde allerdings aufs falsche Pferd gesetzt, weil nicht jeder Pferdeflüsterer ein guter Informant ist. Carsten Jancker, der immer wieder genannt wurde, hat das Thema in den vergangenen Tagen längst genervt. Im Wissen, dass nicht er das große Los ziehen wird. Er bleibt Nachwuchschef.

Die Hütteldorfer haben sich für Helmut Schulte entschieden, mit dem ehemaligen Geschäftsführer von St. Pauli hat wohl kaum einer gerechnet. Der 55-Jährige hat die Klubverantwortlichen überzeugt, insgesamt sollen es zwölf Kandidaten gewesen sein, das Schulte-Konzept hat dabei den größten Anklang gefunden. Vorerst erhält der Sportdirektor einen Einjahresvertrag, der automatisch in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übergehen soll. „Er ist eine gute Wahl“, lobte Präsident Rudolf Edlinger den neuen Mann und damit auch wenig sich selbst.

„Rapid hat einen Anspruch wie Bayern München, eine Tradition und Leidenschaft wie Schalke und ein Budget wie St. Pauli“, sagte Schulte bei seiner Präsentation im Hanappistadion. Der Mann verfügt jedenfalls über Erfahrung, er war Trainer bei St. Pauli, Dynamo Dresden und Schalke, später arbeitete er im Management. Und der neue Sportdirektor deutete auch gleich an, über einen gewissen Humor zu verfügen. „Jene, die denken, ach du Schreck, so ein deutscher Besserwisser, kann ich beruhigen: Mein Vorbild eines Deutschen in Österreich ist Steffen Hofmann.“ Das ist jener Spieler und Kapitän, den sie im Westen Wiens sogar Fußballgott nennen.

Aber Schulte kann es noch besser. Die Frage eines Journalisten, ob er schon konkrete Transfers im Auge habe, beantwortete er wie folgt: „Der kleine Argentinier da, der bei Barcelona spielt, würde ganz gut zu uns passen.“ Lionel Messi darf sich ein wenig geschmeichelt fühlen, auch in Wien und Hamburg denkt man an ihn. In Wahrheit wird sich der Sportdirektor im Winter in Sachen Transfers noch im Hintergrund halten. „Ich werde jetzt einmal zuschauen und zuhören – und dann Entscheidungen treffen.“ Vorerst hat er eine „junge, talentierte Mannschaft gesehen“, den Rest gilt es abzuwarten. „Wenn man Misserfolg haben will, muss man nur oft genug das Personal wechseln.“

Konkrete Pläne hat Helmut Schulte gestern nicht auf den Tisch gelegt. Viele Botschaften klingen abgedroschen. „Wenn es dem Klub gut geht, geht es allen gut. Wenn es dem Klub schlecht geht, geht es allen schlecht. Ich persönlich werde alles dafür tun, dass es Rapid gut geht.“ Verraten hat er aber dann doch, dass er der Meinung ist, das es von der Unter-6 bis zur Kampfmannschaft Kontinuität braucht. Obendrein müsse er als Sportdirektor der erste, wesentliche Unterstützer des Trainers sein. „Zuerst sollte man das Potenzial im eigenen Klub nützen. Wenn das nicht funktioniert, dann muss man sich eben ein bisschen breiter aufstellen.“ Seine Devise: „Nur ein starker Trainer kann gute Arbeit leisten.“ Und: „Ich werde mich in die Trainerarbeit nicht einmischen.“ Was zu beobachten sein wird.

E-Mail: wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2012)

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