Deutschland galt vor der heutigen Vergabe der EM 2024 lange als Favorit – nur lockt die Türkei mit Steuerfreiheit.
Deutschland oder Türkei? Das ist die Frage, der sich heute das Uefa-Exekutivkomitee in Nyon stellen muss, um den Gastgeber der EM 2024 zu bestimmen. 18 Funktionäre sind stimmberechtigt, zwei scheinen verhindert – die Entscheidung obliegt also 16 Vertretern. Bei einer Patt-Stellung votiert Uefa-Präsident Aleksander Čeferin.
Der Evaluierungsbericht der Uefa bescheinigte der Türkei letztlich Defizite. Menschenrechte, Pressefreiheit, Wirtschaftslage und Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der auch für Fußballfunktionäre als Reizfigur gilt, weil Korruptionsskandale in der Süper Lig glattgebügelt werden, sprächen für Deutschland. Dort ist man allerdings hochgradig nervös. Denn was Umfragen vor Wahlen wirklich wert sind, ist bekannt: Nichts.
Die Farbe des Geldes
Dass hinter der Torlinie politische Deals und Geschäfte laufen, versteht sich in dieser Szene von selbst. Auch die WM-Kandidaturen 2018 (Russland) und 2022 (Katar) hatten andere Favoriten. Und, über dem DFB liegt der Schatten des Sommer-Märchens von 2006. Aber nicht, weil die Aufarbeitung der Verwendung von 6,7 Millionen Euro weiterhin unklar ist, sondern manch Uefa-Vertreter durch die Ermittlungen treue Freunde im Weltverband (an die Justiz) verloren hat. Das könnte sich heute Nachmittag rächen. Zudem spekuliert man, welche Rolle Fifa-Chef Gianni Infantino spielt. Während alle Uefa-Vertreter schwiegen, lobte just er ausdrücklich die türkische Bewerbung. Warum?