Premier League: "Villa", die Lachnummer der Liga

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Andreas Weimann geht dieser Tage mit Aston Villa durch die Hölle. In den letzten drei Spielen kassierte der Klub 15 Gegentore und traf dabei selbst kein einziges Mal.

Birmingham/Wien. Nach 56 Minuten hatten zahlreiche Fans im Villa-Park zu Birmingham genug gesehen. Sie kehrten der Heimmannschaft demonstrativ den Rücken, stellten umgehend die Unterstützung für ihre Mannschaft ein und verließen kopfschüttelnd das Stadion. Das 15. Gegentor in den letzten drei Spielen war einfach zu viel. Die 0:3-Niederlage gegen Wigan war für Aston Villa und seine Anhänger der nächste bitterböse Schlag ins Gesicht, denn davon gab es in den vergangenen Tagen schon so viele.

Unmittelbar vor Weihnachten, am 23. Dezember, verteilte der Traditionsklub in London Geschenke. An der Stamford Bridge schlitterten die Gäste gegen Chelsea in ein historisches 0:8-Debakel. Eine höhere Niederlage hatte es in der 139-jährigen Vereinsgeschichte noch nie gegeben. Villa sollte sich von diesem Schock über die Feiertage nicht erholen. Gegen Tottenham setzte es beim 0:4 einen weiteren Tiefschlag, Wigan beließ es aufgrund einer schwachen Chancenauswertung letztlich bei „nur“ drei Toren. Böse Zungen behaupten, Villa hätte sich somit immerhin gesteigert...

„Kann den Frust verstehen“

Nach dem triumphalen 3:0-Erfolg bei Liverpool am 15. Dezember avancierten die Villans innerhalb einer Woche zur Lachnummer der Premier League. Das englische Boulevardblatt „The Sun“ nahm den Taschenrechner zur Hilfe und rechnete gnadenlos vor: Alle 18 Minuten kassierte Aston Villa in den vergangenen drei Spielen ein Gegentor. „Die letzten Ergebnisse haben uns und den Fans wehgetan“, sagte Trainer Paul Lambert, der für die abwandernde Anhängerschaft Verständnis aufbrachte. „Ich kann ihren Frust sehr gut nachvollziehen.“

Die jüngste Niederlage gegen den Exklub von Paul Scharner schmerzte laut Lambert noch mehr als das 0:8 bei Chelsea. Der direkte Konkurrent im Abstiegskampf zog in der Tabelle vorbei, Villa findet sich damit auf dem alarmierenden 17. Rang wieder. Southampton, das den ersten Abstiegsplatz dahinter einnimmt, fehlt bei einem Spiel weniger nur ein Punkt auf das rettende Ufer. Lambert, unter dem ÖFB-Stürmer Andreas Weimann zum Stammspieler avancierte, hat seinen anfänglichen Kredit bei Fans und Verein verspielt. Über 26 Millionen Euro durfte der Schotte im Sommer in eine schlagkräftige Truppe investieren, die aktuell nur selbst Prügel bezieht. Die Schuld allein dem Trainer zuzuschieben, ist jedoch nicht angebracht.

Der Klub wird momentan von argen Verletzungsproblemen gebeutelt, muss mit einer besseren B-Elf in die Schlacht ziehen. Gegen Wigan fehlten mit Kapitän Ron Vlaar, Richard Dunne, Gabriel Agbonlahor, Darren Bent und Charles N'Zogbia gleich fünf Leistungsträger. Die Startelf wies ein Durchschnittsalter von 23 Jahren auf. Lambert flüchtet sich deshalb nicht in Ausreden, bevorzugt es, den Kampfgeist zu beschwören. „Wir müssen in solch einer schwierigen Situation alle enger zusammenrücken, uns bewusst machen, dass es ein Kampf wird.“ Seine Spieler, die nach der Ernüchterung gegen Wigan einhellig davon sprachen, „am Boden zerstört“ zu sein, sprach er von jeglicher Schuld frei. „Am Ende des Tages übernehme ich die volle Verantwortung dafür, was den Erfolg des Vereins betrifft.“

Hoffnungsträger Weimann

Dass es zum Jahreswechsel keinerlei Anlass zum Feiern gibt, trifft sich gut, tritt Villa doch am 1. Jänner bei Swansea City an. Das erste Ziel: endlich wieder ein Tor zu schießen. Seine Hoffnungen setzt Lambert diesbezüglich auch in Andreas Weimann. Der 21-jährige Wiener hält in der laufenden Spielzeit bei drei Treffern und ist damit der zweitbeste Villa-Torjäger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2012)

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