Sportpolitik: Das Ende des Gießkannenprinzips

(c) APA (Roland Schlager)
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Österreichs neues Sportfördergesetz stützt sich auf das Leistungsprinzip und die Vergabe der Gelder durch einen zentralen Förderfonds – den Ministerium und BSO besetzen.

Wien/Fin. Österreichs Sportförderung wird einer grundlegenden Reform unterzogen. Die Bundesregierung beschloss am Dienstag im Ministerrat das neue Bundessportförderungsgesetz, mit dem die jährlichen Fördergelder in Höhe von 80 Millionen Euro neu verteilt werden. Der erste Anlauf war im Dezember 2012 – vor der Volksbefragung – von der ÖVP noch blockiert worden.

Eckpfeiler des von Minister Norbert Darabos (SPÖ) entworfenen Systems sind ein duales Fördermodell, das Leistungsprinzip (Ranking der Verbände bestimmt Höhe der Unterstützung), Zentralisierung der Vergabe durch einen Sportförderfonds und die dafür nötige Transparenz mittels einer Förderdatenbank.

„Das neue Fördergesetz ist ein Meilenstein in der Geschichte der Bundessportförderung. Wir kommen weg von der überholten Gießkanne und fördern jetzt nachhaltig und leistungsbezogen“, erklärte Darabos. Auch die Bundessportorganisation (BSO), die Dachorganisation der Verbände, zeigte sich zufrieden. „Das Gesetz ist eine begrüßenswerte Einigung, die die Interessen des organisierten Sports widerspiegelt und Rechts- sowie Planungssicherheit für österreichische Sportverbände bringt“, sagt etwa BSO- und ASKÖ-Präsident Peter Wittmann (SPÖ).

50 Prozent für Spitzensport

Das Gesetz sieht eine Trennung in eine auf vier Jahre fixierte Grundförderung sowie eine Projektförderung vor, die jährlich festgelegt wird. Die Verteilung der Mittel beträgt ca. je die Hälfte, ein Ansatzpunkt, der Kritiker jedoch hellhörig werden lässt: Denn die Grundförderung dient den Verbänden auch zur Abdeckung ihrer Fixkosten.

Gesamt erfolgt eine Aufteilung der Mittel in 50 Prozent für den Spitzensport, also in Höhe von 40 Millionen Euro. 45 Prozent sind dem Breitensport (36 Mio. Euro) gewidmet, fünf Prozent (ca. vier Mio.Euro) gehen an Organisationen mit besonderer Aufgabenstellung wie das Österreichische Olympische Comitee (ÖOC/40 Prozent), die BSO (25 Prozent) sowie Organisationen für Sportler mit körperlicher oder mentaler Beeinträchtigung. Viel Geld, nun fehlen nur noch Sieger und Erfolge, die für Sport, Jugend und Heer als Aushängeschilder tauglich sind.

Die Spitzensportförderung soll um fünf Millionen auf 31 Millionen Euro pro Jahr für 60 Fachverbände erhöht werden. Der Österreichische Fußballbund ist darin nicht inkludiert und hat insofern eine historische Ausnahmestellung, als er aus dem Toto-Topf finanziert wird. Der Fußballbund bekommt 12,5 Prozent der Spitzensportförderung (derzeit rund fünf Mio. Euro) und 20 Prozent der Breitensportförderung (ca. 7,2 Mio.). Eine besondere Regelung gibt es für Alpinvereine (Alpenverein, Naturfreunde, Touristenclub Austria), für die fünf Prozent der jährlichen Grundförderung reserviert sind.

Ohne Leistung kein Geld

Die Vergabe der Finanzmittel ist nun auch an fixe Leistungskriterien gebunden. Darunter fallen Verbandsstruktur und -arbeit, Nachwuchsarbeit, nationaler und internationaler Stellenwert der jeweiligen Sportart und deren Erfolge. Darabos sagt: „Künftig gilt: Wer professionelle Arbeit abliefert und besondere Erfolge erreicht, wird besonders gefördert.“ Wer aber entscheidet über den Stellenwert der jeweiligen Sportart?

Vergeben werden die Mittel in Zukunft zentral mittels Bundessportförderungsfonds, der von der Bundessportkonferenz geführt wird. Diese besteht aus elf Mitgliedern: Drei werden durch das Ministerium und acht durch die BSO für jeweils fünf Jahre bestellt. Dass Parteipolitik eine Rolle bei dieser Postenbesetzung spielen könnte, erscheint evident.

Auf einen Blick

Österreichs Sporthat ein neues Bundessportförderungsgesetz. Damit werden die dem Sport jährlich zur Verfügung stehenden 80 Millionen Euro neu verteilt. „Dieses Fördergesetz ist ein Meilenstein in der Geschichte der Bundessportförderung. Wir kommen weg von der überholten Gießkanne und fördern jetzt nachhaltig und leistungsbezogen“, erklärte Sportminister Norbert Darabos. [APA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2013)

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