WM-Qualifikation: „Wir hatten das größte Glück dieser Welt“

(c) Reuters (Dominic Ebenbichler)
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Teamchef Didi Constantini erfreut zwar das 2:1 gegen Rumänien ungemein, ein bahnbrechendes Erfolgserlebnis respektive eine Trendwende aber sieht er nicht.

KLAGENFURT. „Wir bleiben realistisch, wir können uns schon richtig einschätzen. Es hat sich in Wahrheit für uns net wirklich viel verändert.“ Didi Constantini sieht den 2:1-Sieg im WM-Qualifikationsspiel gegen Rumänien nicht als bahnbrechendes Erfolgserlebnis, obgleich der Neo-Teamchef von einem schönen Gefühl sprach. „Geil“, nennt er es am Tag nach dem Klagenfurter Abend. „Diesen Sieg“, behauptet der 53-jährige Tiroler, „hat uns in Wahrheit doch niemand zugetraut. Dass wir fighten, davon konnte man ausgehen. Aber der Glaube an viel mehr wird bei vielen doch nicht vorhanden gewesen sein.“

Die Skepsis, die Österreichs Fußball nach den zuletzt enttäuschenden Vorstellungen entgegenschlägt, ist groß. Auch wenn der unter Karel Brückner eingeleitete Negativtrend vorerst gestoppt werden konnte, so wäre es viel zu früh, bereits von einer Trendwende zu sprechen. Denn zu offensichtlich waren Schwächen der Abwehr, zu deutlich die Absenz eines Spielführers auf dem Platz. „Wir hatten einen guten Spielverlauf“, gibt Constantini daher unumwunden zu. „Vor allem in den Sekunden nach dem 0:1-Rückstand. Postwendend den Ausgleich zu schaffen, war immens wichtig. Und im Finish hatten wir das größte Glück dieser Welt.“

Der Teamgeist lebt wieder

Die Schlussoffensive der Rumänen kam zu spät, eine Verlängerung aber hätten die Österreicher auf dem tiefen Klagenfurter Boden nicht mehr schadlos überstanden. Die Mannschaft war körperlich am Ende, sie wirkte stehend nahezu k.o. Dank des von Constantini wiederbelebten Teamgeists aber gelang das Happy End. „Als Scharner nur noch traben konnte, dachte ich schon: Okay, das war's, es ist vorbei. Rumänien ist über Österreich zu stellen – wir mussten also mehr arbeiten, mehr investieren als der Gegner.“

Mit Kritik hält sich Didi Constantini in der Öffentlichkeit bewusst zurück. „Uns fehlt noch etwas“, meint er nur, „dass wir das Tempo bestimmen können, davon sind wir noch weit entfernt.“ Bis zum nächsten Qualifikationsspiel am 6. Juni in Belgrad wartet noch jede Menge Arbeit. „Serbien ist ein Weltklassegegner!“, betont Constantini. Und somit um einiges höher einzustufen als Rumänien, das ohne Stars wie Adrian Mutu das Auslangen finden musste und daran letztlich zerbrach. Ebenso ist die bittere Heimniederlage gegen die Serben (1:3, Oktober 2008) noch schmerzlich in Erinnerung. Und es ist getrost davon auszugehen, dass sich die Spiellaune von Vidic, Krasic, Pantelic und Co. in Belgrad erneut heben dürfte.



„Diesen Sieg hat uns in Wahrheit niemand zugetraut. Dass wir aber fighten, davon konnte man ausgehen.“

Didi Constantini

In seinen Personalentscheidungen sieht sich der Happel-Schüler Constantini jedenfalls bestätigt. Mit Ausfällen müsse man leben, heulen werde er daher nicht. Und er weint auch Spielern wie Andreas Ivanschitz oder Martin Stranzl nicht nach. Dieses Thema wolle er nicht überstrapazieren, jedoch „wer dabei sein will, muss einen anderen erst einmal aus der Mannschaft herausspielen.“ Klare Worte, die den Debütanten (Pehlivan, Beichler) Auftrieb gibt.

Ein Teamchef mit Hut

Extralob erntete vor allem Erwin Hoffer, der seine ersten beiden Länderspieltore erzielte. „Er ist eine laufende Handgranate“, lautete der erste Kommentar des Teamchefs. Hoffer könne es noch weit bringen, vorerst jedoch muss er eine Pause einlegen. Er zog sich eine Muskelquetschung zu.

Das Talent, der Instinkt, das sei alles angeboren. Ein Fußballer hat es, der andere eben nicht. Für einige Mannschaftskollegen ist der Rapid-Stürmer fast schon zu gut für die heimische Liga, vor allem deshalb, weil er derzeit der kaltschnäuzigste Scorer ist. Der 21-Jährige hingegen erklärt seinen Doppelpack denkbar einfach: „Ich habe gewusst, dass ein Tor (Anmerkung zum 1:1) zum Sieg nicht reichen wird. Also habe ich noch eines gemacht.“

Die Youngsters sind Österreichs größtes Kapital, eine ähnlich junge ÖFB-Auswahl hat es übrigens unter dem legendären Hugo Meisl gegeben. Und Constantini stellt sich auch dieser Herausforderung. „Wenn es etwas bringt, dann setze ich mir künftig auch einen Hut auf.“ Damit es in Belgrad keine auf die Mütze gibt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2009)

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