Peter Pacult spaltet die Rapid-Fans

(c) Reuters (Robert Zolles)
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Der Trainer der Hütteldorfer hat sich wieder einmal den Unmut einiger Anhänger zugezogen. Liebesbeziehung wird das keine mehr, der Klub verniedlicht die Konflikte.

WIEN. Peter Pacult tat an seinem ersten Arbeitstag nach der Sommerpause so, als ob nichts geschehen wäre. Der Rapid-Trainer, der vor einer Woche mit seinen Personalentscheidungen für Aufregung im Lager der Hütteldorfer gesorgt hat, zeigte sich rein äußerlich völlig unbeeindruckt von all dem Wirbel. Dabei hatten aufgebrachte Fans bei der Südtribüne einen Schaden in der Höhe von 5000 Euro angerichtet. In der Nacht auf Donnerstag dokumentierten einige Anhänger ihren Zorn auf ihre Art und Weise und besprühten die Wände mit gar nicht netten Parolen (siehe Bild). „Pacult raus!“, bekamen die Kiebitze gleich mehrmals zu lesen.

„Da ist Zündstoff drinnen“

Vor einer Woche war durchgesickert, dass der Rapid-Trainer seinen Betreuerstab für die neue Saison auswechselt. Sein Assistent Zoran Barisic und Tormannbetreuer Peter „Tiger“ Zajicek finden sich künftig beim Nachwuchs (Ausbildungsbereich) wieder, ersetzt wird das Duo durch Leopold Roller und Manfred Kohlbacher, zuletzt bei Donawitz.

Die Art und Weise, wie diese Entscheidung kommuniziert wurde, war nicht gerade glücklich. Aber Peter Pacult hat das Recht, als sportlicher Leiter der Hütteldorfer seine engsten Mitarbeiter selbst zu bestimmen. „Die Medien haben das hochgespielt – und jetzt ist eben Zündstoff drinnen“, erklärt Clubservice-Leiter Andreas Marek, der auch die Fanklubs betreut. Wobei der Stadionsprecher zugibt: „Es knistert.“

Barisic und Zajicek erfreuen sich bei den Anhängern großer Beliebtheit, beide waren oft und gern gesehene Gäste bei Fanabenden. Pacult hingegen fliegen nicht gerade die Herzen zu. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass sein Verhältnis zu den „Ultras“ mehr als getrübt ist. Gerüchten zufolge soll es einmal zwischen dem Cheftrainer und einem der Ober-Ultras sogar zu Handgreiflichkeiten gekommen sein.

Die „Ultras“ selbst schweigen zu Peter Pacult. Mit Medien, so der heimliche Chef der Westtribüne, habe man zuletzt eher schlechte Erfahrungen gemacht. „Zu Pacult gibt es offiziell keinen Kommentar.“ Auch Transparente gegen den Floridsdorfer, der auch ein kurzes Austria-Gastspiel hinter sich hat, hat es noch nie gegeben. „Die Kraft der Westtribüne darf man nicht unterschätzen“, so Marek. „Das merkt man bei jedem Heimspiel.“ Hinter dem Tor wird Stimmung gemacht. Für die eigenen Helden – und gegen die Gastmannschaft.

Pacult avanciert zum Spaltpilz, die Vertreter der Fanklubs (offiziell gemeldet sind 157) sind irritiert. „Es gibt viele Fragezeichen“, meint Gerald Netzl, Vertreter der „Grün-weißen Akademiker“. Mit Trainer Pacult komme man fast nie in Berührung, „er ist eben der Verschlossene. Ein Ernst Dokupil war eher der Haberer, Josef Hickersberger der Philosoph. Jeder hat seinen eigenen Stil, das muss man akzeptieren.“

Die derzeitige Aufregung, so Netzl, dürfe man nicht überbewerten. „Es herrscht Saure-Gurken-Zeit. Und dass Peter Pacult nicht der kommunikativste Mensch ist, das ist allgemein bekannt. Das kann man ihm gar nicht vorwerfen. Für uns Fans ist am wichtigsten, was auf dem Platz passiert. Und da sprechen die Ergebnisse eine klare Sprache.“

Abmahnung für Maierhofer

Andreas Marek verurteilt die „niveaulose Schmieranski-Aktion“ einiger Pacult-Gegner, immerhin aber konnte der Mannschaftsbus ohne Störaktionen Richtung Bad Radkersburg aufbrechen.

Stefan Maierhofer, der Kritik am Trainer so nie geäußert haben will, kam mit einer Abmahnung davon. Und Steffen Hofmann will eine Vertragsverlängerung nie an das Schicksal von Peter Pacult geknüpft haben. Zeitungsenten nennt man so etwas auch in Hütteldorf. „Die Geschichte ist vorbei“, behauptet der Kapitän. „Mehr wollen wir dazu nicht sagen, alles andere geht uns Spieler auch nichts an. Wir konzentrieren uns auf die neue Saison!“ Solche Wortmeldungen sind sogar bei einem Pacult geduldet.

AUF EINEN BLICK

Rapid-Trainer Peter Pacult hat es verabsäumt, den Wechsel im Betreuerstab professionell zu kommunizieren. Einige Rapid-Fans stiegen zum Trainingsauftakt auf die Barrikaden, die Südtribüne des Hanappi-Stadions wurde mit schmutzigen Parolen beschmiert. Sachschaden: 5000 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2009)

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