Bundesliga: Keine Veilchen, sondern violette Rosen

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Austria überraschte Meister Salzburg mit einer mutigen und beherzten Darbietung, wurde mit einem Sieg belohnt. Tormann Safar und Teamverteidiger Dragovic sind vor dem Duell mit Werder angeschlagen.

WIEN.Die Wiener Austria hat nach den Verletzungen von Rubin Okotie und Tomas Jun die „entscheidenden Wochen“ ausgerufen. Und sie war damit gut beraten. Die „Veilchen“, oft als launisch bis verletzlich eingestuft, können auch ganz anders. Und zu violetten Rosen mit schmerzhaften Dornen mutieren. Diese Erfahrung musste Rapid schon in einigen Derbys machen. Und auch gegen Salzburg siegte die nicht unbedingt zu erwartende Kampfkraft.

Laufen, passen, Tor schießen

Trainer Karl Daxbacher, schon als Spieler ein Mann fürs Grobe in einer Elf der Techniker, hat seine Mannschaft in Griff. Und kann sie ganz genau einschätzen. Er spricht die Sprache der Spieler, und manchmal verblüfft er auch mit seiner Taktik. Vieles hätte dafürgesprochen, nach dem Ausfall der beiden Stürmer Okotie und Jun auf Defensive zu setzen, aber Daxbacher entschied sich genau für das Gegenteil. Angriff sollte gegen Salzburg die beste Verteidigung sein; damit hat auch der Meister nicht gerechnet.

In der Austria stecken auch Rapid-Tugenden, mit der die Ausfälle kompensiert wurden. Zum Trumpf wurde aber vor allem der Mut zum Risiko, gegen Salzburg den offenen Schlagabtausch zu suchen. „Ich habe meine Mannschaft in dieser Saison noch nie so selbstbewusst und aggressiv gesehen“, musste Karl Daxbacher zugeben. Dabei musste man obendrein das Handicap wegstecken, nicht einmal sonderlich effektiv zu sein. Sogar ein Elfmeter wurde leichtfertig verschossen.

Für solche Dinge zeichnet üblicherweise Milenko Acimovic verantwortlich. Aber der Slowene drückte sich gegen Salzburg vor der Verantwortung, weil er in der Europa League gegen Nacional Funchal einen Penalty nicht verwerten konnte. Somit schnappte sich Mamadou Diabang das Leder, der Senegalese aber war mit der Situation überfordert. Er schoss schwach und schlecht, ein echter Goalgetter verhält sich da ganz anders.

Die Generalprobe für das Heimspiel am Donnerstag gegen Werder Bremen glückte dennoch. Weil die Austria munter auf das 2:0 spielte, sich nach der Führung nicht einigelte. Der Spitzenklub aus Deutschland kommt mit einem 2:0-Sieg gegen Hoffenheim nach Wien, ist seit 13 Spielen in Serie ungeschlagen. Und Tormann Tim Wiese ist seit einer halben Ewigkeit ohne Gegentreffer. 619 Minuten sollen es exakt sein.

Karl Daxbacher glaubt an seine Mannschaft, wobei er nicht einmal noch genau weiß, auf welche Spieler er genau zurückgreifen kann. Sorgen bereitet jedenfalls Tormann Safar, der gegen Salzburg eine Schulterverletzung (Kapselüberdehnung) erlitten hat. Aber auch Ersatzmann Almer genießt das volle Vertrauen des Trainers.

Mit den Gedanken irgendwo

Salzburgs Huub Stevens, der jahrelang in Deutschland als Trainer gearbeitet hat, glaubt an die Chance der Austria gegen die Bremer. „Wenn die Austria so spielt wie gegen uns, dann geht etwas. Die Austria muss selbstbewusst auftreten.“ Über die Darbietung seiner Truppe im Horrstadion war Stevens enttäuscht. „Offensichtlich hat uns die Länderspielpause nicht gutgetan. Einige Spieler waren mit den Gedanken anscheinend noch irgendwo anders.“ Am Donnerstag sollte man gedanklich bei Lewski Sofia sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2009)

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