Fußball Bundesliga: Machtkampf um die Thronfolge

Dietmar Hoscher
Dietmar Hoscher(c) GEPA pictures/ Andreas Reichart
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Machtkampf hinter den Kulissen: Rapid und Salzburg pushen Dietmar Hoscher als neuen Bundesligapräsidenten. Insider bezweifeln, dass sich Martin Pucher der Wiederwahl am 7. Dezember überhaupt stellen wird.

WIEN. In der österreichischen Fußballbundesliga tobt seit einigen Monaten hinter den Kulissen ein Machtkampf. Am 7. Dezember findet im Wiener Palais Ferstel die Generalversammlung statt – bei der ein neuer Präsident gekürt werden soll. Im Rennen befinden sich Martin Pucher, der „Titelverteidiger“, und sein Herausforderer Dietmar Hoscher, Vorstandsvorsitzender von tipp3. Vorgeschlagen wurden die beiden von den zwanzig Bundesligaklubs, ein dreiköpfiger Wahlausschuss soll nun verhindern, dass es zu einer möglichen Kampfabstimmung kommt.

Der gesellige Schweiger

Martin Pucher hat sein Amt im März 2006 angetreten, Insider aber orten eine gewisse Amtsmüdigkeit beim Burgenländer, der als Obmann auch Chef des SV Mattersburg ist. Pucher hat nun für kommenden Mittwoch eine Präsidentensitzung vor dem Länderspiel gegen Spanien im Prater einberufen. Über die genaue Tagesordnung herrscht noch Rätselraten. Denn der gesellige Pucher ist zum großen Schweiger mutiert. Nicht einmal seine engsten Mitarbeiter hat er darüber informiert, ob er für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung steht.

Der heimische Fußballchef hat in der Bundesliga nicht nur Freunde, aber vor allem einen „Feind“. Es handelt sich dabei um Rudolf Edlinger, den Rapid-Präsidenten, der Martin Pucher bei der vergangenen Wahl auch seine Stimme nicht gegeben hat. Der ehemalige Finanzminister stößt sich vor allem an der Doppelfunktion des Burgenländers. Die Farbe GrünWeiß und die Liebe zum Rekordmeister – Pucher saß einst im Rapid-Präsidium – verbindet zwar, am grünen Tisch aber hat man sich nichts zu sagen.

Rudolf Edlinger hat bereits im Sommer begonnen, die Werbetrommel für einen Gegenkandidaten zu rühren. Es handelt sich dabei um Dietmar Hoscher, den Vorsitzenden des Rapid-Kuratoriums und ehemaligen SPÖ-Politiker und Ex-Gewerkschafter.

Den Casinos Austria und tipp3 war diese Art von Edlingers „Öffentlichkeitsarbeit“ zunächst gar nicht recht. Doch Edlinger, so hört man, hat Hoscher nicht ganz uneigennützig forciert. Wird Hoscher nämlich tatsächlich zum König der Liga gekrönt, kann er bei den Hütteldorfern nicht mehr Präsident werden. Offenbar sah Edlinger in Hoscher einen Konkurrenten. Die nächsten Wahlen beim Rekordmeister finden 2010 statt.

Wenn die Strukturen stimmen

Der glühende Rapid-Anhänger Hoscher, bei jedem Europacup-Auswärtsmatch dabei, kann sich mittlerweile mit dem Gedanken, Bundesligapräsident zu werden, anfreunden. Der ehemalige Ministersekretär im Finanzressort, im Management der Casinos Austria verankert, knüpft seine Kandidatur an neue Strukturen in der Fußballliga.

Hoscher und sein Team haben bereits ein Konzept ausgearbeitet, wie man dem heimischen Fußball einen neuen Kick verleihen könnte. Er will die Geschäftsführung der Bundesliga reformieren, einen Aufsichtsrat und zwei Vorstände installieren. Einen für sportliche (Peter Stöger?) und einen für wirtschaftliche Belange.

Sehr zurückhaltend kommentiert Georg Pangl die Situation. Der Burgenländer soll weiter im Sattel sitzen, sein Vertrag als Bundesligavorstand läuft bis September 2010. Als „Chefsanierer“ der Liga hat sich der ehemalige Uefa-Mitarbeiter einen Namen gemacht. Die Bundesliga, vor wenigen Jahren noch tief in den roten Zahlen, schreibt heuer trotz Wirtschaftskrise ein Plus. „Ich bin mit meiner Mission noch nicht fertig“, sagt Pangl zur „Presse“. Er will die Marke Bundesliga weiter stärken, er träumt von vollen Stadien, noch besserer Infrastruktur und effizienterer Nachwuchsförderung. Auch eine zentrale Bandenwerbung nach Vorbild der Champions League kann sich Pangl vorstellen.

AUF EINEN BLICK

Die Fußball-Bundesliga wählt am 7. Dezember einen neuen Präsidenten. Von den Klubs wurden Martin Pucher und Dietmar Hoscher vorgeschlagen, über die neuen Strukturen (Aufsichtsrat, sportlicher und wirtschaftlicher Vorstand) sollen die Vereins-Chefs am kommenden Mittwoch informiert werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2009)

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