Die grün-weiße Mammutaufgabe

Wollte seinen Abgang bisher nicht kommentieren: Goran Djuricin.
Wollte seinen Abgang bisher nicht kommentieren: Goran Djuricin.(c) GEPA pictures / Philipp Brem
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Mit der Entlassung von Trainer Goran Djuricin will Rapid einen Teufelskreis durchbrechen. Wer auch immer seine Nachfolge antritt, trifft auf eine völlig verunsicherte Truppe.

Wien. Schon am Mittwoch hebt das Flugzeug in Richtung Glasgow ab. Dort wird Rapid am Donnerstag in der Europa League gegen die Rangers antreten. Ob in Schottland bereits ein neuer Trainer Spielsystem und Taktik vorgeben wird, ist offen. Neuigkeiten über die Nachfolge des am Samstagabend freigestellten Goran Djuricin wird es wohl erst am Dienstag geben. „Montag ist Präsidiumssitzung, vor Dienstag wird nichts Weiteres bekannt werden. Ich habe niemanden kontaktiert und werde keine Namen nennen“, erklärte Fredy Bickel, der Sportdirektor der Hütteldorfer.

Kommt Dietmar Kühbauer von St. Pölten? Oliver Glasner vom Lask? Wer auch immer die Djuricin-Nachfolge antritt, er trifft auf eine völlig verunsicherte Truppe. Selbst ein ausgewiesener Torjäger wie Deni Alar konnte seine Topchancen nicht mehr in Tore ummünzen, so auch beim letzten Kapitel der Djuricin-Ära, einer 0:2-Niederlage vor heimischer Kulisse gegen St. Pölten, die aus grün-weißer Sicht alles vermissen ließ, was eine schlagkräftige Profimannschaft ausmacht: Spielaufbau, System, Selbstvertrauen.

„Wir sind unmittelbar nach Schlusspfiff zusammengesessen und zu dem Entschluss gekommen, uns nicht länger zu quälen“, berichtete Bickel von der Unterredung mit Djuricin. In der Meisterschaft liegen die Hütteldorfer bei neun Punkten aus neun Runden außerhalb der Top sechs und damit außerhalb des oberen Play-offs. Der Vorsprung auf Schlusslicht Altach beträgt vier, der Rückstand auf Spitzenreiter Salzburg 18Punkte. „Es ist ein Teufelskreis, der irgendwo begonnen hat und sich immer schneller gedreht hat. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, ihn zu unterbrechen“, erklärte Bickel.

Oftmals in Erklärungsnot

Djuricin hatte das damals in Abstiegsgefahr schwebende Rapid im April2017 als Nachfolger von Damir Canadi übernommen und noch auf Platz fünf und ins Cupfinale geführt. In der Vorsaison reichte es immerhin zu Platz drei. Unumstritten war der 43-Jährige aber nie: Die Spuckaffäre in der Südstadt brachte ihn in Erklärungsnot, für die Randale beim Wiener Derby im Februar gab er Austrias Holzhauser Mitschuld, und beim mühevollen Aufstieg ins Cup-Achtelfinale vergangene Woche in Mattersburg sorgte er mit einer Mittelfingergeste für Aufregung. Da hatte er die organisierte Fanszene längst gegen sich aufgebracht gehabt, seit Wochen fordert der Anhang Djuricins Rauswurf. „Es kann sich niemand ein Bild machen, was auf ihn eingeprasselt ist“, meinte Bickel. Kapitän Stefan Schwab beschrieb die Stimmung innerhalb der Mannschaft: „Die Schlinge ist immer enger geworden. Wir haben dem Druck nicht mehr standhalten können.“

Auch der Einzug in die Europa League konnte die Misere auf nationaler Ebene nicht aufwiegen. „Wir müssen die Leistungen im Europacup auf die Meisterschaft übertragen, sonst wird das eine ganz grausliche Saison“, warnte Verteidiger Mario Sonnleitner, ein weiterer Führungsspieler, der sich selbstkritisch gab. Kapitän Schwab appellierte: „Wir haben jetzt in viereinhalb Jahren vier Trainer verbraucht. Deshalb: Null Vorwurf an den Trainer, sondern da muss sich jeder Einzelne im Verein an der Nase nehmen. Wir müssen schauen – ich weiß persönlich nicht, wie –, dass wir irgendwie auf die Füße kommen und schauen, was der neue Trainer vorhat.“ Heute haben die Spieler frei, dann übernehmen vorerst die Kotrainer Martin Bernhard und Thomas Hickersberger. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2018)

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