Leicester trauert um seinen bescheidenen Gönner

gedenken beim Stadion von Leicester City
gedenken beim Stadion von Leicester CityAPA/AFP/PAUL ELLIS
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Nach dem Unfalltod von Klubchef Vichai Srivaddhanaprabha herrschen Trauer und Ungewissheit. Wie es mit seiner Firma „King Power“ und den „Foxes“ weitergeht, blieb offen. Auch warum sein Hubschrauber abstürzte, ist weiter unklar.

Leicester. Englands Fußball trägt Trauerflor. Der Unfalltod des Klubchefs von Leicester City, Vichai Srivaddhanaprabha, 61, dämpft gehörig die Stimmung. Der Hubschrauberabsturz am Stadion des Premier-League-Meisters von 2016 ist weiterhin mysteriös. Beim Absturz, der sich am Samstag eine Stunde nach dem 1:1 gegen West Ham ereignete, kamen fünf Menschen ums Leben. Unter den Toten waren der Thailänder, dessen Assistent, zwei Pilote und eine ehemalige "Miss Thailand".

Hunderte Menschen pilgerten auch am Montag noch zum Unfallsort. Sie legten Blumen, Fan-Schals und Trikots nieder. Manche weinten, jeder suchte Trost – die Srivaddhanaprabha-Familie genießt in der 443.000 Einwohner zählenden Stadt, in der der Verein von Christian Fuchs spielt, großes Ansehen. Es gehörte sogar zum Ritual von Heimspielen des Klubs, dass der Präsident ins Stadion ein- und ausgeflogen wurde. Der in den blau-weißen Vereinsfarben lackierte Hubschrauber (Agusta-Westland AW169) landete dafür regelmäßig am Mittelkreis.

Von König Bhumibol geehrt

Der Thailänder, den „Forbes“ mit einem Vermögen von 4,3 Milliarden Euro als einen der reichsten Männer des Landes anführt, hatte 1989 „King Power“ gegründet. Seine Läden wuchsen nach dem Sturz von Premierministers Thaksin Shinawatra mit Monopolstellung (ab 2006) zum Marktleader aus. „King Power“ besitzt Konzessionen für alle Läden am Suvarnabhumi-Airport in Bangkok, 2009 wurde Srivaddhanaprabha von König Bhumibol sogar als „Royal Warrant“ geehrt – dem Hoflieferant wurde eine Garuda-Statue zuteil, die königliche Insigne. Was jetzt, spätestens 2020 nach Ende der Vormachtstellung am Bangkok-Airport mit der Firma und dem Klub passieren wird?

Im August 2010 stieg die Unternehmerfamilie bei den „Foxes“ ein, hatte den damaligen Zweitligisten für nur 39 Millionen Pfund (43,8 Mio. €) gekauft. 2014 gelang der Aufstieg, mit dem Titelgewinn schrieb man unter Trainer Claudio Ranieri 2016 ein unglaubliches Fußballmärchen. Kein Topklub gewann die von TV-Milliarden bestimmte Liga, sondern die „Foxes“, ein krasser Außenseiter.

Vichai, seit 2009 Eigentümer von Buriram United, seit 2017 Besitzer des OH Leuven in Belgien und Großaktionär bei Air Asia, dankte es den Spielern auf seine ganz besondere Art. Er löste sein Versprechen ein: neben Millionenprämieren bekam jeder der 19 Kicker einen BMW i8 (Marktwert: 130.000 €).

Geschäfte, aber auch Millionen-Spenden

Für seine Geschäfte war dieser Erfolg aber auch Gold wert. Der glühende Polo-Fan holte Sponsoren und weitere Geldgeber an Bord. Sogar die Siam Commercial Bank (SCB) stieg als Leicester-Sponsor ein. An der Premier League finden viele Thai-Firmen großes Interesse, denn dieses Geschäftsfeld ist in Asien weiterhin endlos. Die Türen öffnete einst just Shinawatra, der sich 2007 Manchester City kaufte. Nach dem Aus des umstrittenen Politikers folgten viele Thai-Firmen wie Energy-Drink-Anbieter Carabao, die Biermarken Singha und Chang, der Getränkehersteller Chaokoh, die Krungsri Bank, SCB – und eben King Power.

Der Selfmade-Milliardär stammte aus einer Familie chinesischstämmiger Thailänder. Der Name bedeutet auf Deutsch „Licht zunehmender Herrlichkeit“. Er wurde seiner Familie, die sich um das Königreich verdient gemacht hat, 2013 verliehen. Dass er auch Krankenhäusern in Leicester Millionen spendete, Geburtstage im Stadion mit Freibier beging und Mönche zur Motivation einfliegen ließ, rundet das Bild ab, warum der Milliardär derart populär war und entgegen manch US-Investoren in Großbritannien geschätzt wurde.

Die genaue Ursache des Unglücks war auch am Montag noch nicht bekannt. Augenzeugen berichteten von einem Stillstand des Heckrotors. Die Maschine habe sich wie ein Kreisel gedreht, sei unkontrolliert abgestürzt. Das für heute geplante Spiel gegen Southampton wurde abgesagt. (fin)

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