"Türkei-Viertelstunde": Türkei schlägt Tschechien 3:2

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Thriller in EM-Gruppe A. Die Türken legen nach 0:2 Rückstand ab der 75. Minute eine unglaubliche Schlussphase hin, drehen die Partie und sichern sich den Einzug ins Viertelfinale. Dort wartet Gruppe-B-Sieger Kroatien.

GENF (fs). Die sogenannte Knock out-Phase beginnt zwar erst am Donnerstag mit dem ersten Viertelfinale, doch die Konstellation in der Gruppe A sorgte für ein vorverlegtes Entscheidungsspiel.

Türken und Tschechen wiesen vor dem direkten Duell nicht nur die gleiche Anzahl an Punkten, sondern auch die gleiche Tordifferenz auf. Da Gruppensieger Portugal von beiden Mannschaften nicht mehr zu überflügeln war, konnte nur der Sieger den Iberern in das Viertelfinale folgen. Um Kroatiens Gegner am kommenden Freitag in Wien zu ermitteln, wäre bei einem Remis ein Elfmeterschießen nach 90 Minuten fällig geworden. Doch zu dieser Premiere sollte es nicht kommen. Die Türkei setzte sich nach einer dramatischen Schlussphase nach regulärer Spielzeit glücklich mit 3:2 durch.

Zurück aus der Pension

Tschechiens Teamchef Karel Brückner baute seine Mannschaft nach der 1:3-Niederlage gegen Portugal erneut um. Statt Baros kam wieder „Riese“ Jan Koller im Angriff zum Einsatz. Eine Maßnahme, die bei vielen Fans für Kopfschütteln sorgte, hatte Koller doch beim Auftakt gegen die Schweiz eine äußerst unglückliche Figur abgegeben. Tschechische Journalisten hatten den 35-Jährigen schon in die Fußball-Pension geschrieben.

Nach dem gestrigen Abend müssen sie Koller wohl Abbitte leisten, denn nach 33 Minuten blitzte seine alte Klasse noch einmal auf, als er eine Flanke von Grygera per Kopf im Netz der Türken versenkte. Die verdiente Führung in dem so wichtigen Spiel, das die Tschechen von Beginn an dominierten. Die Türken konnten von Glück reden, dass sie zur Pause nur mit 0:1 zurücklagen.

Mit der Pause kam wieder einmal der Regen und die Türken fühlten sich offenkundig an die erfolgreiche Wasserball-Schlacht gegen die Schweiz erinnert. Plötzlich lief der Ball über mehrere Stationen, die Tschechen waren meist nur noch mit Defensivaufgaben beschäftigt.

Thriller zum Schluss

Der Wermutstropfen: Chancen spielten sich die Türken nicht heraus. Den Tschechen genügte hingegen ein Konter über Sionko und Plasil zum 2:0. Ardas Anschlusstreffer (75.) leitete den Umschwung ein, den ausgerechnet Star-Goalie Cech mit einem schweren Patzer – er griff bei einer harmlosen Flanke daneben – ermöglichte. Nihat nahm das Geschenk dankend an (87.) und fixierte gegen die konsternierten Tschechen in der nächsten Aktion sogar noch den nicht mehr erwarteten 3:2-Sieg. Auch der Ausschluss von Goalie Volkan Demirel (92., schlug Jan Koller nieder) änderte nichts mehr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16. 6.2008)

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