Barcelona siegt vor leeren Rängen

Leeres Camp Nou
Leeres Camp NouREUTERS
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Aufgrund der Unruhen rund um das Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien fand das Spiel gegen Las Palmas ohne Zuschauer statt. Barca gewann 3:0.

Vor dem Ticket-Schalter des Nou-Camp-Stadions von Barcelona haben sich am Sonntagnachmittag lange Schlangen gebildet. Die Fußball-Fans füllen Formulare aus, um ihr Eintrittsgeld zurückzufordern. Der FC Barcelona hat kurz vor Spielbeginn beschlossen, als Protest gegen die Polizeigewalt beim katalanischen Unabhängigkeitsreferendum das spanische Ligaspiel gegen Las Palmas ohne Zuschauer auszutragen. Die Partie endete nach Toren von Busquets (49.) und Messi (70., 77.) mit einem klaren 3:0-Sieg für den katalanischen Spitzenklub.

Der Verein zögerte mit der Austragung des Spiels bis zum letzten Moment, eigentlich wollte man es absagen. Doch der spanische Liga-Verband bestand auf die Austragung, nachdem die katalanische Regionalpolizei Mosso d'Esquarda die Sicherheit garantierte. Um nicht drei Punkte auf dem grünen Tisch zu verlieren, beschloss Barca-Präsident Josep Bartomeu, das Spiel doch durchzuführen. Allerdings ohne Zuschauer.

"Viele Touristen ärgern sich, weil sie das Spiel nicht sehen können. Aber für uns ging es um viel mehr", erklärt der Barca-Fan Jordi Molina. "Das Spiel ist in vielen Ländern im Fernsehen zu sehen. Wir hätten hier der ganzen Welt zeigen können, dass Katalonien die Unabhängigkeit von Spanien will und wir gegen die Polizeigewalt protestieren können, mit welcher heute der spanische Staat unser Recht auf Selbstbestimmung untergräbt und niederknüppeln lässt".

Die katalanische Identität

Tatsächlich ist der FC Barcelona zugleich Weltmarke und Symbol des Katalanismus. Dazu wurde er vor allem unter seinem ehemaligen Präsidenten Joan Laporta und dem Trainer Pep Guardiola, überzeugte Separatisten. Sie gebrauchten den FC Barcelona stets dazu, um den Wunsch vieler Katalanen nach Unabhängigkeit global zu verbreiten. Der FC Barcelona sei das beste Medium, "um die katalanische Identität in die Welt zu tragen", erklärte Laporta immer wieder.

Bei jedem Spiel erheben sich katalanisch gesinnte Fans in jeder Spielhälfte, wenn auf der Match-Uhr die Minute "17.14" angezeigt wird, um laut nach "Independencia", "Unabhängigkeit", zu rufen. Eine symbolische Zahl. Im Jahr 1714 verlor Katalonien im Zuge der spanischen Erbfolgekriege seine Eigenstaatlichkeit und wurde der Krone Kastiliens unterstellt.

Eine Botschaft des Vereins, dass man die Polizeigewalt gegen die Urnen verurteile, konnte man am Sonntag auch auf der Anzeigetafel sehen. Dort stand nicht der Spielstand, sondern in großen Buchstaben das Wort "Democracia" mit dem Bild einer Wahlurne und dem Vereins-Logo.

Barca-Spieler bekennen Farbe

Aber auch die Spieler rund um den argentinischen Superstar Lionel Messi bekannten Farbe. Sie kamen laut Medienberichten zum Aufwärmen in gelben T-Shirts mit roten Streifen und einem blauen Absatz an den Schultern aus der Kabine - eine Anspielung auf die "Senyera", die traditionelle Flagge der Separatisten. Das Match bestritten sie aber in den üblichen blau-roten Trikots. Messi spielte jedoch mit einer Armbinde in den "Senyera"-Farben. Er steuerte zwei Tore zum klaren 3:0-Sieg bei.

Dennoch waren nicht nur die mehrheitlich separatistischen Barca-Fans mit der Entscheidung des Klubvorstands unzufrieden. Carles Vilarrubi trat sogar aus dem Vorstand zurück. "Wir hätten hier ein klares und eindeutiges Zeichen setzten können", erklärte er vor Journalisten und wetterte gegen den Barca-Präsidenten Bartomeu, der kein Unabhängigkeitsbefürworter ist. Große Proteste der Fans gab es dennoch nicht. Die meisten verschwanden schnell in einer der umliegenden Bars, um das Spiel wenigstens im TV verfolgen zu können.

Die Vereinsführung der UD Las Palmas setzte wiederum ihrerseits eine klare Botschaft ab. Sie ließ vor Spielbeginn spanische Fahnen auf den gelb-blauen Dressen der Gastmannschaft anbringen. In einer Aussendung des Clubs von den Kanarischen Inseln hieß es dazu: "Wie wollen unsere Hoffnung auf eine Zukunft in diesem Land ausdrücken und den guten Willen jener, die darin zusammenleben. Auch wenn unser Stadion auf Gran Canaria sehr weit weg ist, haben wir niemals die Versuchung gehabt, einem Staat anzugehören, der nicht dieser ist. So komplex die Situation auch sein mag, (...) wir glauben an die Einheit Spaniens".

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