Wenn Geld Tore verhindern soll

Virgil van Dijk, neuer Rekordmann.
Virgil van Dijk, neuer Rekordmann.APA/AFP/GLYN KIRK
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Vom teuersten Verteidiger der Welt, den niemand kennt: Virgil van Dijk wechselt für 84,5 Millionen Euro zum FC Liverpool. Obwohl der Niederländer keine sonderlich gute Saison gespielt hat, ist sein Marktwert weiter gestiegen.

Liverpool. Ausgerechnet Jürgen Klopp, der Anhänger des Spektakelfußballs, hat so viel wie noch kein anderer Manager für einen Verteidiger auf den Tisch gelegt. Für 84,5 Millionen Euro wechselt Virgil van Dijk, 26, am 1. Jänner 2018 von Southampton zum FC Liverpool. Der niederländische Nationalspieler ist schon der sechste Profi, den Liverpool in den vergangenen dreieinhalb Jahren von der südenglischen Küste geholt hat, über 200 Millionen Euro gingen für Adam Lallana, Sadio Mané und Co. bereits an den FC Southampton.

An van Dijk waren auch Manchester City und Chelsea interessiert. Doch Klopp wollte den Innenverteidiger schon im Sommer verpflichten, 60Millionen Euro standen damals im Raum, ehe sich die Reds zurückziehen und für die unerlaubte Kontaktaufnahme entschuldigen mussten. Nun hat der Tabellenvierte der Premier League noch tiefer in die Tasche gegriffen. Das ist insofern bemerkenswert, als van Dijk keine sonderlich gute Hinrunde gespielt hat, Southampton kassierte im Schnitt sogar etwas weniger Gegentore, wenn er nicht auf den Platz stand. In den jüngsten drei Partien hatte Coach Mauricio Pellegrino überhaupt auf ihn verzichtet.

Gestählt in Schottland

Doch in der Vergangenheit hat der neue Rekordmann durchaus gezeigt, dass er zu den Besten seiner Zunft gehören kann. In der kampfbetonten schottischen Liga bewährte er sich in der Innenverteidigung von Celtic Glasgow, gewann zwei Meistertitel, spielte in Champions League und Europa League. In Southampton überzeugte er nach seinem Wechsel 2015 auf Anhieb: Kopfballstark ob seiner Größe (1,93 m), gutes Stellungsspiel, dazu technisch versiert und alles andere als ein Hitzkopf, in 67 Premier-League-Partien sah van Dijk nur fünf Gelbe Karten, nur ein Mal Gelb-Rot. Auch an der blamablen WM-Qualifikation der Niederländer trifft ihn keine Schuld. Als die Oranjes gegen Bulgarien und Frankreich die WM-Teilnahme verspielten, fehlte er verletzt, bei den jüngsten vier Länderspielen im Herbst stand er wieder 90 Minuten auf dem Platz, alle vier wurden gewonnen.

Bei Liverpool soll van Dijk für dringend notwendige Stabilität in der Defensive sorgen. Der Angriff ist mit 46 Toren der zweitbeste der Liga, in der Abwehr aber fehlt es der Klopp-Truppe vor allem im Zentrum an Klasse. Und dass Geld Tore verhindern kann, hat Tabellenführer Manchester City längst bewiesen. Pep Guardiola verfügt über die Nummern zwei bis vier im Ranking der teuersten Abwehrspieler: Benjamin Mendy (23 Jahre, 57,50 Mio. Euro), Kyle Walker (27, 51 Mio.) und John Stones (23, 55,6 Mio.) haben gemeinsam mit Ederson (24, 40 Mio.), dem zweitteuersten Tormann der Transfergeschichte, in 20 Runden nur zwölf Gegentreffer zugelassen.

Dass selbst der interessierte Fußballkonsument bei diesen Namen nur mit Achselzucken reagiert, stört kaum. Dank milliardenschwerer TV-Verträge kennt der Transfermarkt keine Grenzen mehr. Van Dijk wird in Liverpool rund 200.000 Euro pro Woche verdienen. Auch die Verteidiger leben mittlerweile prächtig vom Glanz, den Superstars wie Messi, Ronaldo und Neymar dem Fußball verleihen. Im Sommer wird der erste Abwehrspieler dann wohl die 100-Millionen-Euro-Marke knacken. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2017)

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