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Von Lionel Messi getauft

Superstar herzt Jungstar: Lionel Messi jubelt mit Ousmane Dembélé über dessen erstes Pflichtspieltor für Barcelona.
Superstar herzt Jungstar: Lionel Messi jubelt mit Ousmane Dembélé über dessen erstes Pflichtspieltor für Barcelona. (c) APA/AFP/LLUIS GENE
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Ousmane Dembélé traf beim 3:0-Sieg gegen Chelsea erstmals für Barcelona. Der Franzose muss sich nach Leidenszeit beweisen, Lionel Messi liegen hingegen alle zu Füßen.

Barcelona/Wien. Auf seinen kongenialen Sturmpartner fehlt Ousmane Dembélé noch ein Stück. Während Superstar Lionel Messi in beinahe gewohnter Manier Barcelona mit zwei Treffern (Nummer 99 und 100 in der Champions League) zum 3:0-Sieg gegen Chelsea und damit ins Viertelfinale führte, jubelte Dembélé über sein Premierentor im Trikot der Katalanen. Der Franzose traf nach Zuspiel von Messi und wurde danach vom Argentinier innig umarmt. Als „eine Art Taufe“ beschrieb die spanische Zeitung „La Vanguardia“ die Szene. „Messis Zustimmung schien wichtiger als das Tor selbst.“

Dembélé überzeugte im Achtelfinalrückspiel nicht nur mit Technik und Tempo, sondern begeisterte die Fans auch mit einem gelungenen Tackling im eigenen Strafraum. „Er hat genau das gebracht, was dieses Spiel von ihm verlangt hat“, lobte Barça-Trainer Ernesto Valverde. „Er geht dort hin, wo es wehtut, aber hilft auch in der Defensive. Chelsea hat ihn gezwungen, hart zu arbeiten, das hat er sehr gut gelöst.“

Die Erwartungen an Dembélé sind hoch, seit er im August nach nur einem Jahr bei Dortmund zum katalanischen Spitzenklub gekommen ist. Den Wechsel hat der 20-Jährige mit einem Trainingsstreik erzwungen, seither lastete die Ablösesumme von 105 Millionen Euro auf seinen Schultern.

Schattenseiten des Traums

„Ich habe mir einen Traum erfüllt“, sagte Dembélé nach seinem Debüt für Barcelona und wurde schnell und unsanft auf den Boden der Realität zurückgeholt. Im dritten Spiel riss er sich beim Versuch, einen Ball an der Eckfahne vor dem Aus zu bewahren, eine Sehne im linken Oberschenkel. Das Resultat: OP, fast vier Monate Pause. Valverde gab dem Talent öffentlich Mitschuld am Ausfall. Die Reha erschwerte Dembélés Integration, Rückhalt fand er bei seinem französischen Landsmann Samuel Umtiti – und Lionel Messi. Der Superstar persönlich soll Veto gegen eine Abgabe an Arsenal eingelegt haben, nachdem Dembélé kurz nach dem Comeback von einem Muskelfaserriss erneut gebremst wurde und der Klub mit Philippe Coutinho bereits einen weiteren Mann für die Offensive verpflichtet hat. Messi weiß, was in seinem Teamkollegen steckt, aber auch, was er sich von ihm erwartet: Nach einem schwachen Kurzeinsatz im Februar soll er dem Franzosen in der Kabine die Leviten gelesen haben.

Trainer Valverde kennt Dembélés Qualitäten ebenfalls. „Er kann es mit jedem Gegenspieler aufnehmen, ist ein Dribbler und hat diese Wucht und zwei gute Füße. Das sind eine Menge Qualitäten“, erklärte der 54-Jährige. „Natürlich gibt es Momente, in denen er es besser machen könnte. Aber das ist eine Frage der Erfahrung, und er ist erst 20.“ Der Jungstar selbst hat den Arbeitsauftrag verstanden: „Ich weiß, dass es kompliziert und schwierig ist, in dieser Mannschaft zu spielen. Aber mir gefällt diese Philosophie, die ich erst noch lernen muss.“

Messi-Manie in Barcelona

Messi ist längst Inbegriff dieser Barça-Philosophie. Nach seiner Galavorstellung gegen Chelsea überschlugen sich die spanischen Medien mit Lobeshymnen. Von „La Eterna Messidependencia“, der ewigen Abhängigkeit von Messi, schrieb „Marca“, „Mundo Deportivo“ betitelte ein Foto des Torjubels mit „Vater unser“. Für Valverde ist es ein Luxus, den Superstar im Team zu haben. „Jeder Angriff geht über ihn, durch ihn wird jeder Spielzug besser.“ Sogar Chelsea-Trainer Antonio Conte zollte dem Doppeltorschützen trotz des „nicht fairen Ergebnisses“ Respekt: „Er hat in beiden Spielen den Unterschied gemacht.“

Seit seinem Debüt 2004 hat Messi in 625 Spielen für Barcelona 541-mal getroffen, in der ewigen CL-Schützenliste liegt nur Cristiano Ronaldo (117 Treffer) vor ihm. Der Portugiese ist allerdings zwei Jahre älter und braucht im Schnitt acht Minuten länger für ein Tor als Messi (101Minuten). Vielleicht hält schon das Viertelfinale den direkten Vergleich parat. Heute (zwölf Uhr) erfolgt die Auslosung, neben Barcelona sind Real Madrid, FC Sevilla, Juventus Turin, AS Roma, Manchester City, Liverpool und Bayern München im Topf. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2018)

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