Deutschland: Nachwehen eines Trainerwechsels

Niko Kovac bekam einen Vorgeschmack, was ihn zukünftig erwartet.
Niko Kovac bekam einen Vorgeschmack, was ihn zukünftig erwartet.(c) APA/AFP/dpa/FEDERICO GAMBARINI
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Die Vereinsbosse streiten sich öffentlich, Frankfurts Fans sind enttäuscht. Und im TV wird über die Glaubwürdigkeit von Neo-Bayern-Coach Niko Kovac diskutiert.

München. Schon in den ersten Stunden nach der Bekanntgabe seines Wechsels von Eintracht Frankfurt zum FC Bayern bekam Niko Kovac im Schnelldurchgang einen Vorgeschmack, was ihn als Deutschlands zweitwichtigsten Fußballlehrer hinter Bundestrainer Joachim Löw zukünftig erwartet. Selbst ein unwürdiger Abschied aus Frankfurt noch vor dem Saisonende scheint für den Aufsteiger unter den Bundesliga-Trainern zumindest nicht ausgeschlossen. Eine entsprechende Frage nach dem 1:4 (1:1) bei Bayer Leverkusen bezeichnete Manager Fredi Bobic zwar als „respektlos“. Er sorgte aber auch nicht für Klarheit: „Diese Frage beantworte ich nicht.“

Bobic selbst kassierte derweil nach seiner heftigen Kritik am FC Bayern („ärgerlich, unprofessionell und respektlos“) einen Konter aus München. Als „ziemlich unverschämt“ stufte Präsident Uli Hoeneß die Bobic-Vorwürfe ein. Die Andeutung, die Informationen zum Wechsel seien aus München an die Presse gedrungen, bezeichnete er gar als „Schweinerei“. Allerdings verweigerten sowohl Hoeneß als auch Kovac eine Klarstellung über die Umstände des Wechsels. Die Version des Trainers, er sei am Donnerstag erstmals von den Bayern kontaktiert worden und man habe sofort eine Einigung erzielt, zweifeln viele an. „Das kann ich nicht glauben. Selbst in der Kreisliga lotet man so etwas aus“, sagte TV-Experte Christoph Metzelder. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus pflichtete bei: „Das nehme ich ihm nicht ganz ab.“ Kovac wich entsprechenden Nachfragen über den Ablauf am Samstag aus, Hoeneß schimpfte gar: „Wir sind hier nicht bei der Staatsanwaltschaft.“

So oder so ist der bis Donnerstagmittag über jeden Zweifel erhabene Kovac in Frankfurt plötzlich zum potenziellen Problem geworden. Bobic erklärte, das Verhältnis zwischen ihm und dem Trainer sei „vielleicht ein bisschen getrübt“. Vorstand Axel Hellmann sprach von „ein oder zwei Enttäuschungen in den letzten Tagen“. Und Torhüter Lukas Hradecky erklärte auf die Frage, ob die Diskussionen der vergangenen Tage Einfluss auf die Leistung gehabt hätten: „Soll ich lügen, dass es keinen hatte? Natürlich, wir sind Menschen, keine Roboter.“

Abschied vor Saisonende?

In dieser Gemengelage fällt es schwer, sich auf das Halbfinale im DFB-Pokal am Mittwoch auf Schalke und den Liga-Endspurt zu konzentrieren. „Wir haben die gesamte Saison oben mitgespielt. Dafür wollen wir uns jetzt auch belohnen“, sagte Marco Fabián. Eine vorzeitige Trennung scheint aktuell noch wenig vorstellbar.

Doch in den nächsten Tagen könnte eine neue Dynamik entstehen. Vor allem, wenn die Verantwortlichen zu der Ansicht kommen, dass die Diskussionen um den Baumeister des Erfolges die überraschend mögliche Europacup-Qualifikation gefährdet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2018)

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