Salzburg: Der Lockruf der Champions League

Cican Stankovic kümmert sich um die Bälle in Salzburgs Strafraum, der Torhüter genießt das Vertrauen von Trainer Marco Rose.
Cican Stankovic kümmert sich um die Bälle in Salzburgs Strafraum, der Torhüter genießt das Vertrauen von Trainer Marco Rose.(c) GEPA pictures
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Gleicher Trainer, gleiches Team, gewisse Besonnenheit: Besser waren die Vorzeichen für Salzburg auf dem Weg in die Königsklasse noch nie. Im elften Anlauf könnte es erstmals gelingen.

Salzburg/Wien. Es ist längst ein gewohntes Bild, doch heuer scheinen die Vorzeichen etwas anders. Salzburg wurde ungefährdet Meister, führt nach wenigen Ligarunden wieder überlegen und ist auch unbeschwert ins Playoff der Champions-League-Qualifikation eingezogen. Entgegen allen zehn vorangegangenen, allesamt gescheiterten Versuchen, sich für die Millionenliga zu qualifizieren, herrschen diesmal jedoch weder überschwängliche Euphorie noch das in Österreich gängige Understatement bzw. Fürchten.

Besonnenheit, souveräne Antworten und ein geschultes Auftreten verdeutlichen, dass Österreichs Serienmeister gelernt hat, mit dieser Situation umzugehen. Trainer Marco Rose hat es geschafft, das Gros des Kaders zu halten. Seine Spieler scheinen zuversichtlich, Systeme wie Laufwege sind bekannt – es gibt kein Zögern. Einzig die Chancenauswertung bleibt als letztes Manko vor dem Hinspiel am Dienstag gegen Roter Stern Belgrad zu bemerken. Verleiht der Deutsche seinen Angreifern, in diesem Fall trifft es explizit Wolf und Dabbur, etwas mehr Beherrschung im Abschluss, scheint Historisches in Salzburgs seit 2005 gedeihender RB-Ära möglich.

Verklärung da, Realismus dort

Wer von Roter Stern Belgrad schwärmt, könnte durchaus österreichische Wurzeln haben. Denn die größten Erfolge liegen weit zurück. Die Verklärung wurzelt tief. Im Oktober 1977 feierten 18.000 Zuschauer im Lehener Stadion einen 2:1-Sieg von Austria Salzburg. 1991 gewannen Prosinečki, Savićević oder Pančev für „Crvena zvezda“ den Meistercup, in der Gegenwart ist der von Gazprom gesponserte Klub „nur noch“ serbischer Meister. Aber: 28 Meistertitel und 24 Cupsiege zeugen davon, dass in Belgrad guter Fußball gespielt wird. Vergangene Saison „überwinterte“ man erstmals seit 1992 wieder im Europacup und erreichte das Sechzehntelfinale der Europa League.

Die Heimstätte, das legendäre „Marakana“ – diese legendäre Betonschüssel fasst immer noch 60.000 Zuschauer –, wird am Spieltag nicht mehr den Esprit der Vergangenheit versprühen. Nach rassistischen Fan-Chorälen brummte die Uefa dem Verein zwei „Geisterspiele“ auf. Ob das für Salzburg tatsächlich ein Vorteil sein wird, wollte Rose nicht beurteilen. Es sei „trügerisch“, dürfe nicht von Taktik und Marschrichtung ablenken.

Trainer Vladan Milojević forciert ein 4-2-3-1-System, vor allem aber zwei Offensivkräfte. El Fardou Ben, ein in Frankreich geborener Teamspieler der Komoren. Und: AS-Roma-Leihspieler Nemanja Radonjić, bei der WM in Russland für Serbien im Einsatz. Beide trafen in sechs Qualifikationsspielen jeweils vier Mal. Ihre Schüsse soll Tormann Cican Stankovic entschärfen. Rose legte sich frühzeitig auf ihn fest. Stammkeeper Alexander Walke sei zwar wieder fit, doch Spielpraxis fehle ihm. Stankovic habe seine Aufgabe sowohl in der Liga als auch im Europacup bislang mit Bravour erfüllt.

Sieben Siege in Serie auf nationaler und internationaler Ebene (Torverhältnis 19:1) belegen, dass Salzburg durchaus in Form ist. Rose legte dennoch einmal mehr gesondert Wert auf den Umstand, dass Auswärtstore im Europacup von enormer Bedeutung sind. Die Defensive gewinnt Spiele, die Offensive ist der Wegbereiter. Auch hier warnt Rose: Belgrad (Marktwert des Kaders laut transfermarkt.at: 40,7 Mio. Euro) kassierte in zehn Spielen erst vier Tore, schoss aber 20.

Neues TV-Zeitalter

Mit Beginn der Playoffs verschwindet die Champions League aus dem Free-TV. Das Duell in Belgrad wird in Österreich exklusiv vom Online-Streamingdienst DAZN (9,99 € pro Monat) übertragen. Das Rückspiel am 29. August (21 Uhr) zeigt der Pay-TV-Sender Sky (19,90 € pro Monat, im Paket mit der Bundesliga).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2018)

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