Deutschland: Immer Ärger mit dem Videobeweis

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FBL-GER-BUNDESLIGA-WOLFSBURG-SCHALKE(c) APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
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Schon nach der ersten Runde steht der Videobeweis in der deutschen Liga wieder in der Kritik. Spieler und Trainer schimpfen, die Referees sind verunsichert.

Berlin. Neue Saison, alter Ärger. Schon nach der ersten Runde der deutschen Bundesliga schimpfen und spotten Spieler und Trainer über die Assistenten im Kölner Video-Keller, die Schiedsrichter auf dem Rasen agieren völlig verunsichert und die Zuschauer im Stadion bleiben weitgehend ratlos. Ganz Fußball-Deutschland rätselt: Warum klappt in der Bundesliga nicht, was mit Unparteiischen aus aller Welt bei der WM bestens funktionierte?

Selbst Videobeweis-Befürworter Karl-Heinz Rummenigge appellierte an den Verband, eine „Taskforce“ zu gründen, „die sich darum kümmert, dass hier nun endlich professionell gearbeitet wird“. Die Schiedsrichter würden im Stich gelassen werden. Er sehe den DFB eigentlich „gut gerüstet“, sagte Video-Projektleiter Jochen Drees. „Aber man muss alle Impulse und alle Hilfen, die von anderswo kommen, annehmen.“

Wie sehr die Debatte um den Videobeweis die Referees inzwischen durcheinanderbringt, bewies Patrick Ittrich in der Schlussphase der Partie Wolfsburg gegen Schalke (2:1). Nach seinem Elfmeterpfiff für den Revierklub zeigte der Schiedsrichter Wölfe-Verteidiger John Brooks versehentlich Rot, erkannte seine Verwechslung aber sofort selbst und zückte dann doch Gelb. „Ich habe selten so ein emotionales Spiel erlebt, deshalb war es auch so schwer“, gestand Ittrich, der während des Spiels zweimal durch den Video-Assistenten korrigiert wurde.

Bereits im Eröffnungsspiel zwischen Bayern und Hoffenheim (3:1) zog sich Referee Bastian Dankert Unmut zu, als er ein umstrittenes Elfmeterfoul an Franck Ribéry im Gegensatz zu anderen heiklen Situationen nicht auf dem TV-Schirm überprüfte. Nürnberg-Trainer Michael Köllner schimpfte nach der 0:1-Niederlage bei Hertha über „Humbug“, Leverkusens Sportchef Rudi Völler sprach von „unglücklichen Aktionen“.

Die deutschen Probleme wirken hausgemacht. „Es gibt zu viele Überprüfungen, der Chef muss auf dem Spielfeld sein“, bemängelte Ex-Schiedsrichter Markus Merk bei „Sky“. Im Gegensatz zur WM in Russland, wo der Videobeweis in jedem dritten Spiel zum Einsatz kam, gab es gleich an zahlreichen Bundesliga-Standorten Zündstoff. Auch die propagierten Neuerungen für die Zuschauer auf den Leinwänden sorgen nicht für die nötige Klarheit. So bekommen die Fans zwar angezeigt, dass wegen eines Fouls überprüft wird, Details dazu erfahren sie aber nicht. (dpa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2018)

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