Champions League: Endspiel für das Pariser Starensemble

Millionentruppe am Scheideweg: Mehr denn je benötigt Paris St. Germain die Tore seiner Superstars Neymar und Kylian Mbappé.
Millionentruppe am Scheideweg: Mehr denn je benötigt Paris St. Germain die Tore seiner Superstars Neymar und Kylian Mbappé.(c) APA/AFP/GEOFFROY VAN DER HASSELT (GEOFFROY VAN DER HASSELT)
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Ist Paris Saint-Germain nur Nummer eins einer durchschnittlichen Liga oder doch ein europäischer Topklub? Der Schlager gegen Liverpool wird die Antwort geben, denn Neymar, Mbappé und Co. droht das vorzeitige Aus.

Paris/Wien. Ab sofort könnte Paris Saint-Germain jedes Ligamatch verlieren, der Klassenerhalt wäre dennoch gesichert. Nach 14 Siegen aus 14 Runden hält man bei 42 Punkten, damit ist in einer 20er-Liga wie der französischen der Abstieg praktisch ausgeschlossen. Vielmehr spekulieren sie im Pariser Parc des Princes aber mit einer Meisterschaftssaison ohne eine einzige Niederlage. Im Vorjahr waren es schließlich auch nur drei, und am Wochenende war ein unmotivierter Auftritt, der jeglichen Nachdruck vermissen ließ, völlig ausreichend, um die Siegesserie gegen Toulouse fortzusetzen.

Die geschonten Superstars Neymar und Kylian Mbappé hat es dafür nicht einmal gebraucht, ein Geistesblitz von Torjäger Edinson Cavani, mit 60 Millionen Euro Marktwert teurer als die gesamte gegnerische Startelf, sicherte den 1:0-Erfolg. Im Schnitt treffen Neymar und Co. mindestens dreimal pro Ligapartie, mit 46 Toren haben sie so viele erzielt wie der Tabellenzweite (Lyon) und -dritte (Montpellier) zusammen.

Doch Frankreichs Serienmeister wird zum Opfer seiner nationalen Dominanz. Am Wochenende werden die mitunter besten Fußballer der Welt kaum gefordert, unter der Woche aber sollen sie in der Champions League brillieren. In der nur fünftbesten Liga Europas müssen sie ihr Potenzial nicht ausspielen, auf der großen Bühne können sie es nicht.

Dani Alves, der brasilianische Rechtsverteidiger von PSG, 35 Jahre alt und dreifacher Champions-League-Sieger mit dem FC Barcelona (2015 an der Seite von Neymar), sagt in „L'Équipe“: „Du gibst in der Ligue 1 mehr oder weniger von dir und kannst gewinnen. Aber in der Champions League wirst du überholt, weil die anderen kämpfen wie die Tiere.“

Heuer könnte die Mission Königsklasse noch früher zu Ende sein als bisher, im Heimspiel gegen Liverpool (21 Uhr, live, Sky) steht das Starensemble mit dem Rücken zur Wand. Mit fünf Punkten liegen die Franzosen in Gruppe C einen Zähler hinter Liverpool, auch Napoli, das Roter Stern Belgrad empfängt, hat bereits sechs Punkte. Bei einer Niederlage gegen Liverpool wie vor gut zwei Monaten (2:3) und einem sehr wahrscheinlichen Erfolg von Napoli gegen Roter Stern ist das vorzeitige Aus in der Gruppenphase besiegelt. Es wäre der Super-GAU für die Millionentruppe und das erste Mal, dass PSG die K.-o.-Phase verpasst, seit Qatar Sports Investments den Klub 2011 übernommen und 1,15 Milliarden Euro in neue Spieler investiert hat. Das Viertelfinale war bisher das Höchste der Gefühle, die Zielvorgabe aus Katar aber bleibt stets dieselbe: Champions-League-Triumph, koste es, was es wolle.

Auch Thomas Tuchel, der die Mannschaft im Sommer übernommen hat, hätte bei einem frühen Aus keine allzu große Zukunft mehr in Paris. Seit die Scheichs das Sagen haben, bekamen schon prominentere Namen wie Laurent Blanc und Carlo Ancelotti (inzwischen bei Napoli) zu spüren, dass nationale Titel nicht genug sind. „Ein entscheidendes Spiel mit viel Druck. Den können wir schon spüren“, erklärte Tuchel vor dem Duell mit Liverpool. Bei einem Sieg hätte seine Truppe den Aufstieg allerdings wieder selbst in der Hand.

Das Pariser Dilemma zwischen Ligaalltag und den Champions-League-Anforderungen hat Kapitän Thiago Silva auf den Punkt gebracht: „Eine durchschnittliche Leistung reicht nicht aus. Wir müssen perfekt vorbereitet sein.“

CHAMPIONS LEAGUE 5. SPIELTAG

Gruppe A: Atletico Madrid – AS Monaco (18.55 Uhr), Borussia Dortmund – Club Brügge (21 Uhr, je live, Dazn).

Gruppe B: PSV Eindhoven – FC Barcelona, Tottenham – Inter Mailand (je 21 Uhr, live, Dazn).

Gruppe C: Napoli–Roter Stern Belgrad (21 Uhr, live, Dazn), Paris Saint-Germain–Liverpool (21 Uhr, live, Sky).

Gruppe D: Lok Moskau – Galatasaray Istanbul (18.55 Uhr, live, Dazn), FC Porto – Schalke (21 Uhr, live, Dazn).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2018)

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