Liverpool geschlagen, aber nicht beunruhigt

Zum 16. Mal standen sich Jürgen Klopp (l.) und Pep Guardiola an der Seitenlinie gegenüber, zum zweiten Mal musste sich der Deutsche mit Liverpool geschlagen geben.
Zum 16. Mal standen sich Jürgen Klopp (l.) und Pep Guardiola an der Seitenlinie gegenüber, zum zweiten Mal musste sich der Deutsche mit Liverpool geschlagen geben.(c) APA/AFP/OLI SCARFF (OLI SCARFF)
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Die Premier Leaguebleibt nach Man Citys 2:1-Sieg spannend. Jürgen Klopp ärgerte ein Foul mehr als die erste Saisonniederlage.

Manchester/Wien. Manchester City hat den Alleingang von Liverpool eingebremst und der englischen Premier League wieder Spannung eingehaucht. Die Citizens gewannen das Spitzenspiel 2:1 und verkürzten den Rückstand in der Tabelle auf vier Punkte. „Wenn mir jemand gesagt hätte, dass wir nach dem Spiel gegen Man City vier Punkte Vorsprung haben, dann hätte ich Geld dafür bezahlt“, scherzte Liverpool-Trainer Jürgen Klopp, und sein Gegenüber Pep Guardiola konstatierte: „Hätten wir das verloren, wäre es fast gelaufen gewesen. Jetzt ist alles offen.“ Die Zeitung „Guardian“ bemühte den Blick in die Statistik, um nach der ersten Saisonniederlage die Hoffnung der Liverpool-Fans auf den ersten Meistertitel seit 29 Jahren zu heben: „Es gab nur einen anderen Klub in der Geschichte, der ungeschlagen ins neue Jahr gekommen ist und nicht Meister wurde.“ Dieses Missgeschick passierte Sheffield United in der Saison 1899/1900.

In Europas fünf Topligen sind damit nur noch Juventus Turin und Paris St. Germain ungeschlagen. Viel mehr als das Ergebnis ärgerte Klopp aber eine ungestüme Attacke von Vincent Kompany. Der City-Kapitän war nach rund 30 Minuten aus vollem Tempo mit gestrecktem Bein in Mohamed Salah gerutscht, der Ägypter rettete sich mit einem Sprung in letzter Sekunde. Schiedsrichter Anthony Taylor beließ es bei einer Verwarnung für den Belgier. „Ich mag Vincent Kompany wirklich, aber wie in aller Welt kann das keine Rote Karte sein?“, schimpfte der Deutsche. „Es ist nicht einfach zu sehen, aber er hat das Risiko genommen. Wenn er Mo getroffen hätte, wäre für ihn die Saison gelaufen und wir würden anders darüber sprechen.“ Kompany sprach nach dem Spiel von einer „großartigen Aktion“.

Klopp gestand allerdings auch ein: „Wir können besser spielen.“ Das Angriffstrio der Reds blieb abgesehen vom zwischenzeitlichen Ausgleich von Firmino (64.) unter den Erwartungen. „Wir hatten kein Glück im Abschluss“, beklagte der 51-Jährige. Sadio Mané traf nur die Stange (18.), zudem fehlten exakt 1,12 Zentimeter auf ein Eigentor von City-Verteidiger John Stones. Dieser hatte Torwart Ederson angeschossen, der Ball sprang auf – aber nicht hinter die Linie. „Am Ende kann man sagen: Vom Pfosten rein oder vom Pfosten raus macht einen massiven Unterschied“, sagte Klopp. Denn beim Siegtreffer von Leroy Sané (72.) ging der Ball von der Innenkante ins Netz. „Liverpool kassiert keine Tore – und wir schießen zwei“, frohlockte Guardiola. In den bisherigen 20 Ligaspielen hatte der Tabellenführer nur acht Gegentore zugelassen.

Für Klopp war es die erste Niederlage im Trainerduell seit September 2017 – und erst die zweite gegen Guardiola auf englischem Boden. Als Dortmund-Trainer hatte er gegen den damals bei Bayern München tätigen Spanier vier der acht Vergleiche für sich entschieden. Trotz der verpassten Vorentscheidung im Titelkampf beruhigte Klopp: „Wir sind immer noch in einer sehr guten Position, also ist alles gut für uns.“

City droht Uefa-Ungemach

Citys Freude über den Ligaerfolg dürfte ein Bericht des „Telegraph“ trüben. Darin bestätigte Uefa-Chefermittler Yves Leterme, dass dem Klub wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay schwerwiegende Sanktionen drohen. „Sollte es wahr sein, was berichtet wurde, könnte es ein ernsthaftes Problem geben. Das kann zur schwersten Strafe führen: Ausschluss aus allen Uefa-Wettbewerben“, erklärte der Belgier in dem Interview. Der „Spiegel“ hatte Anfang November Dokumente von Football Leaks enthüllt, wonach City rund 66 Millionen Euro falsch deklariert habe. Die angeblichen Sponsorengelder sollen direkt vom Konto der Besitzer in die Klubkassa geflossen sein, mutmaßlich, um den Transfer von Riyad Mahrez zu finanzieren.

Die Citizens wären ein Wiederholungstäter, denn bereits 2014 wurden sie wegen Verstößen mit einer Geldstrafe belegt. Damals soll Fifa-Chef Gianni Infantino in seiner Funktion als Uefa-Generalsekretär für milde Sanktionen lobbyiert haben. Der aktuelle Uefa-Präsident, Aleksander Čeferin, erklärte jüngst, dass das aktuelle Verfahren gegen City ein „konkreter Fall“ sei, der „sehr bald“ Ergebnisse bringen soll. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2019)

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